Witten. . An gleich drei Spielorten wurden Besucher bei der Extraschicht in Witten unterhalten. Musikalische Experimente und Altbewährtes lockten zu den Zechen Nachtigall und Theresia und zum Haus Witten.
Industriekultur vom feinsten: An drei Spielorten der Extraschicht gab es in Witten musikalische Experimente und Altbewährtes zu hören. Auch Kunsthandwerk, Stollenbesichtigungen und Zechenbahnfahrten lockten Besucher an die Ruhr. Eine Nacht – viele sehenswerte Events. An der Zeche Nachtigall, der Zeche Theresia und am Haus Witten wurde die Nacht zum Tage gemacht.
An der Zeche Theresia läutete das junge Blasorchester „Brassel Bande“ den Abend mit einer Interpretation auf Tuba und Trompete von „Glück auf, der Steiger kommt“ ein. An der kleinen Zeche, von der aus die Besucher auch in die quietschende und ratternde Stollenbahn einsteigen konnten, folgten in der langen Nacht der Industriekultur noch acht weitere Musik-Acts.
Neues Konzept am Haus Witten
Organisiert hatte das Rex Dehnhardt, der mit seiner Band „Klaatxt“ selbst auch auf der Bühne stand. Besonderen Wert legte der Keyboarder der Deutsch-Rock Band aber auf den ersten Auftritt von Jungmusiker René Müller, der ebenfalls aufgeregt dem Abend entgegenblickte: „Es ist schon stark, wenn man am Anfang seiner Musikerkarriere direkt auf der Extraschicht spielen darf.“ Doch auch die anderen Gruppen wie „Monday Blues“ und „La Pestilence“ ließen keine Langeweile auf der kleinen Bühne aufkommen.
Am Haus Witten füllten sechs Jazzbands den ganzen Abend mit ruhigen und melodischen Klängen – ein völlig neues und unerprobtes Konzept, so Hans-Werner Tata vom Kulturbüro Witten. „Wir haben uns einfach auf unsere relaxte Atmosphäre verlassen und das mit der Jazzmusik gewagt.“
Echo spielt im Steinbruch mit
Und wer wagt, gewinnt – vor allem eingefleischte Jazzfans genossen den Abend in dem gemütlichen Innenhof. Besonderer Raum wurde der Band „Akkord“ eingeräumt, die – extra aus Russland angereist – gleich zwei Auftritte an diesem Abend hatten.
Ein weiteres Highlight gab es im Steinbruch der Zeche Nachtigall auf die Ohren – und unter die Haut. Auf vier übermannshohen Alphörnern spielten „Alphorn-Virtuos“ nicht nur mit den satten, vibrierenden Klängen aus ihren Instrumenten, sondern auch mit dem Echo, das sich in dem Steinbruch ausbreitete. Fast schien es, als stünde im Gebüsch hinter der Lichtung ein weiterer Bläser, der den Tönen der vier Musikanten antwortete.
Flaches Meer wie in der Karibik
Wer neben den vielen kulturellen und künstlerischen Angeboten auch seinen Wissensdurst bedienen wollte, konnte dies am Stand des Geologischen Dienstes tun, wo Dr. Gerhard Milbert über die Klimageschichte unserer Region aufklärte: „Im Tertiär und in der Kreidezeit war das Ruhrgebiet subtropisch. Hier gab es ein flaches Meer wie in der Karibik.“ Also Palmen und Sandstrand, wo sich heute Zechen und Kohle befinden? Das Wetter an diesem Abend ließ zumindest erahnen, wie man damals gelebt hätte.