Witten. . Die beiden Stockumer Gemeinden leben seit Jahren die Ökumene und haben zum Jubiläumsfest eine Ausstellung organisiert. Bürger steuern „alte Schätze“ bei.
Da haben die Stockumer Gemeindemitglieder sich aber ordentlich ins Zeug gelegt und auf dem Speicher, im Keller, oder wo auch immer sie alte Dinge aufheben, gestöbert. „Wir waren überrascht, wie viel uns die Bürger vorbeigebracht haben“, sagt Holger Papies (59), Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde. Denn zum großen ökumenischen Jubiläumsfest in dieser Woche sollte es auch eine Ausstellung zur lokalen Kirchengeschichte geben – mit Fotos, Dokumenten und allerlei Fundstücken.
Wer jetzt den Saal des Paul-Gerhardt-Hauses betritt, kann tief eintauchen in die Vergangenheit. An etlichen Stellwänden erfahren die Besucher zum Beispiel, wie der Hahn auf den Kirchturm kam. Oder wer im Laufe der Jahre eine Pfarrstelle oder das Amt des Presbyters inne hatte. Alte Urkunden in Sütterlinschrift hat eine Stockumerin extra übersetzt.
Zwei Tischreihen zeigen – fein säuberlich nach Evangelisch und Katholisch getrennt – Kerzenleuchter, Klingelbeutel, Altarsteine mit Reliquien, Abendmahlbesteck, Orgelpfeifen und viele Bücher. Etwa eine Bibel von 1902 mit einer Widmung der Kaiserin Auguste Victoria. „Eine Dame hat gestern noch ein paar alte katholische Gesangbücher vorbeigebracht“, sagt Gemeindeangestellte Sonja Gartinger (54), die zum Team der vielen fleißigen Helfer gehört, die die Ausstellung vorbereitet haben. Auch die Hundertwasserbibel mit den schönen bunten Bildern, die normalerweise auf dem Altar der Ev. Kirche liegt, kann hier in Augenschein genommen werden.
Wie die Zeiten sich ändern, zeigen zwei Konfirmationskleider: Schwarz, brav und mittellang jenes von 1942 – ein Foto der Trägerin ist mit dabei. Weinrot, kurz und knapp das aktuelle Modell.
Eine Ecke ist jener Zeit des innerkirchlichen Konflikts gewidmet, als deutsche Christen das Führerprinzip umsetzen wollten. Eine Gruppe schlug sich 1934 auf die Seite der bekennenden Kirche, die Frauenhilfe spaltete sich. Bis der nächste Pfarrer half, die Wunden wieder zu heilen.
Es ist zwar die erste gemeinsame Ausstellung der beiden Kirchengemeinden, aber schon seit 40 Jahren gebe es den ökumenischen Arbeitskreis – einen der ältesten auf Kirchenkreisebene, so Pfarrer Papies. Dass gemeinsames Tun von Katholiken und Protestanten in Stockum so groß geschrieben wird, liege wohl an der Insellage, vermutet er: „Unser natürlicher Partner vor Ort ist die katholische Gemeinde.“
Nachher will der Pfarrer noch mit den Konfirmanden durch die Ausstellung gehen, „damit sie ein bisschen Gespür für unsere Geschichte kriegen“. Schmunzeln ist da auch erlaubt: Links der Eingangstür hängen Karikaturen zum Thema Ökumene.