Witten. .
Ein lauer Sommerwind lässt die präzise gestutzten Hecken erzittern. Dahinter blühen prachtvoll Rosen, Lavendel und Rhododendren.
Der Sommer ist eingekehrt in die Gärten des Schrebergartenvereins Sonnenschein – und mit ihm der Duft frischer Kräuter und saftiger Grillwürstchen. Aber auch jede Menge Arbeit.
Statt Garten sieht man bei Familie Ernst nur Staub. Aber nur auf den ersten Blick. Sobald Heidi Ernst den Besen ruhen lässt, sieht man ein Paradies für Kinder – mit Rutsche, Sandkasten und viel Platz zum Toben. Vor zwei Jahren haben die 32-Jährige und ihr Mann Philipp den Schrebergarten übernommen. „Wir wollten eine Oase für die Kinder“, sagt der 26-Jährige, der im Weichenwerk arbeitet. Rund um dem Spielplatz am Lutherpark lägen ihnen zu viele Glasscherben und Hundedreck herum, sagen sie. In ihrem Garten könnten die vier Kinder herumtollen, ohne dass man sich Sorgen machen müssen.
Natur ist ihnen wichtig
„Außerdem sehen sie so, wo Obst und Gemüse herkommen und wie sie wachsen“, ergänzt Heidi Ernst. Die Natur sei ihnen sowieso sehr wichtig. Deshalb hätten sie auch kein Auto, sagen die beiden. „Mit dem Fahrrad kommt man auch überall hin“, meint Philipp Ernst. Ein kleines solides Häuschen haben sie auch in ihrem Garten. Klar könne man hier auch mal übernachten, sagt der 26-jährige Familienvater. „Aber wir wohnen keine fünf Minuten von hier.“
Wenn es die Zeit zulasse, seien sie jeden Tag in ihrer kleinen Oase im SGV Sonnenschein. „Wir arbeiten, die Kinder spielen“, sagt Heidi Ernst und schmunzelt. Als Mama von vier Kindern könne sie einfach nicht herumsitzen. Und es gebe ja auch immer etwas zu tun im Garten. Jetzt, wo endlich die Sonne scheint, wächst alles sozusagen beim Zuschauen. Die ersten roten Erdbeeren blitzen unter den saftig grünen Blättern hervor, die aromatischen Himbeeren gedeihen immer besser, nur die Kartoffeln verstecken sich noch unter der Erde. Aber natürlich gedeiht auch Unkraut, das gejätet werden will.
Davon kann auch Nachbar Ulrich Jaskulski ein Lied singen. Aber es ist kein trauriges. Denn was er aus seinen besonders wachstumsfördernden Hochbeeten herauszieht, lässt er dann liegen – als natürlichen Dünger. In anderen Beeten wachsen Pflanzen, die ein Laie vermutlich herausrupfen würde, die aber ihren „Mitbewohnern“ sehr gut tun. Möhren und Zwiebeln zum Beispiel ergänzen sich bestens, so der Gartenexperte. Sie vertrieben gegenseitig ihre Schädlinge. Auch Pfeffer und Bohnenkraut ergänzten sich, so Jaskulski. All dieses Wissen habe er sich im Laufe der Jahre angeeignet, sagt er. Und deshalb probiere er jetzt auch etwas ganz Besonderes vor seiner Laube aus: Wittener Wein. „Südseite Nordhang, sag’ ich immer“, so Jaskulski.
Fenchel, Liebstöckel und Estragon
Diese hoffentlich gaumenschmeichelnde Ernte wird noch etwas dauern, doch Fenchel, Basilikum, Oregano, Liebstöckel und Estragon und viele andere Kräuter warten nur darauf, mediterrane Gericht zu verfeinern.
„Selbst gepflanzte Lebensmittel zu ernten, ist immer wunderbar“, findet auch Heidi Philipp. Da wisse man wenigstens genau, was man esse und woher es komme. „Da schmeckt man einfach die Natur raus.“
Und dann fegt sie weiter. Es gibt immer was zu tun in ihrer kleinen Oase mitten in Heven.