Witten. . Müll, Asche, Flaschen: Vereinsmitglieder haben es satt, den Besuchern hinterherzuräumen. Unterstützung ist jedoch nicht in Sicht.
Sie möchten die Burgruine Hardenstein erhalten und erforschen. Statt dessen machen die Mitglieder des Burgfreunde-Vereins vor allem den Dreck anderer Leute weg - sobald die Abende wärmer und länger werden. Nicht nur den Vereinsvorsitzenden Hans Dieter Radke wurmt das: „Das schlimmste ist, dass das von allen als selbstverständlich empfunden wird.“
Kaum hatten die Burgfreunde in der letzten Woche damit begonnen, das hohe Gras zu mähen, kamen die Freiluftgriller. Freitag wurde die erste Brandstelle gesichtet. „Am Samstag habe ich prompt vier Mittzwanziger beim Feuer machen angetroffen“, erzählt Radke. „Ich habe lange mit ihnen diskutiert und hatte das Gefühl, dass sie einsichtig sind.“ Was sah er am nächsten Morgen: eine Brandstelle, die Glut war nicht abgelöscht, „das musste ich dann mit Ruhrwasser machen und die Asche wegkehren. Ich fühle mich echt veräppelt.“
Völlig klar sei ihm, dass „es immer welche gebe, die Blödsinn machen“, aber: „ich glaube, die Leute hören nicht mehr zu und denken immer weniger über ihr Tun nach“.
Dabei steht die Burgruine unter Denkmalschutz, sei somit kein rechtsfreier Raum. Schilder weisen auf Verbote hin: Dass Abfälle nicht auf die Wiese, sondern in die drei großen Mülltonnen gehören, dass Privatfeiern verboten seien, ebenso wie offene Feuerstellen. Und dass man nicht in dem hohen Mauerwerk klettern möge. Radke: „Immer wieder brechen dabei Steine heraus, die nur aufwändig zu ersetzen sind.“ Viele Besucher indes kümmern die Verbote wenig.
Besucherandrang
Seit dem touristischen Ausbau dieses Ruhrtal-Herzstücks rund um Schleusenwärterhäuschen, Radweg und Fähre steigt auch das Interesse an der Ruine. Umso mehr fühlen sich die Vereinsmitglieder allein gelassen. Seit 40 Jahren werde ehrenamtlich und uneigennützig gearbeitet, eine offizielle Anerkennung oder Unterstützung gebe es kaum. Die Stadt Witten entsorgt lediglich den Inhalt der Mülltonnen, die die Vereinsmitglieder befüllen. Kontrollen durch das Ordungsamt oder die Polizei gibt es an dieser Stelle nicht - obwohl, so Polizeisprecher Volker Schütte, durchaus Polizisten zu Fuß oder auf dem Fahrrad in Naherholungsgebieten - etwa am Kemnader Stausee - auf Streife gehen.
Weiteres Ärgernis ist der matschige Zustand des Fußweg zwischen Fähranleger und Ruine. Schuld hat ein Entwässerungsgraben, der von der Stadt zuletzt vor zehn Jahren gereinigt wurde. Dass sich stauende Regenwasser macht Besuchern stets nasse Füße.
Allem Ärger zum Trotz: Wenn Hans Dieter Radke begeisterte Stimmen der Besucher hört, dann sei das ein schönes Gefühl. Und dass das Bauwerk immer bekannter wird, ist der Verdienst des Vereins - so dient die Ruine demnächst als Kulisse für ein Märchen-Fotoshooting und einen Mittelalterfilm.