Witten. . Die Volkshochschule lässt in dieser Woche ihre Mitarbeiter Gerichte aus ihren Heimatländern kochen.Im Bistro können Besucher mittags Borschtsch probieren, Köfte, Paella oder Bigos

Jeden Montag findet man das weißgelockte Trüppchen im Bistro der Volkshochschule an der Holzkampstraße: „Wir sind die Seniorengymnastikgruppe“, erklärt Jutta Heiden. „Erst turnen wir, dann gibt’s Mittagessen.“ In dieser Woche würde sich ein täglicher Besuch lohnen: Geboten wird ein „Menü der Vielfalt“, denn Küchenmitarbeiter aus verschiedenen Kulturen kochen ihre Heimatgerichte. Das Ehepaar Heiden genoss gestern den russischen Tag - mit der Gemüsesuppe Borschtsch und mit gefüllte Teigtaschen namens Pelmeni.

„Wir haben so viele unterschiedliche Kulturen in unserem Haus“, sagt Projektkoordinatorin Michaela Pionczyk, die selbst polnische Wurzeln hat und für den Bigos-Eintopf am Freitag verantwortlich zeichnet. Und diese Vielfalt könne man - über den Gaumen - der Öffentlichkeit schmackhaft machen: Schließlich habe die Vhs 2011 die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet, eine bundesweite Aktion, in der sich Unternehmen verpflichten, mehr Toleranz für das Andersartige zu fördern. „Wir wollen zeigen, was für eine riesige Bereicherung Vielfalt sein kann“, so Pionczyk.

Dass Liudmila Kareko und Galina Baumbach ihre eigenen Ideen so prominent präsentieren dürfen, macht die beiden russischstämmigen Damen richtig verlegen. Die 53-jährige Liudmila Kareko lebt seit 20 Jahren in Deutschland, ihre Kollegin Baumbach seit zwölf. Bei Interview hapert’s vor Aufregung mit der Sprache, aber wie ihr Borschtsch geht, das wissen die beiden aus dem Effeff. Und wie man das Nationalgericht verändern könnte - ach: „Ich habe ein dickes russisches Kochbuch zu Hause. Die Hälfte davon sind Suppen-Rezepte“, sagt Kareko.

Borschtsch, die rote Suppe, sei ein typisches Mittagessen, bei dem man eine große Menge koche und Tage später die zweite Portion verspeise: „Aufgewärmt schmeckt er noch mal besser.“ Obwohl, eines möchte Frau Kareko betonen: „Mit Fleisch schmeckt’s noch viel besser!“

Aber: im VHS-Bistro wird auch stets ein vegetarisches Gericht angeboten, und wenn die Damen schon Putenfleisch in die Pelmeni packen, dürfen im Borschtsch nur Weißkohl, Zwiebeln, Kartoffeln, Möhren, Paprika und rote Beete baden. Und ein Klecks Schmand obendrauf - das ist die russische Kür.

Das Vhs-Bistro ist in allen Belangen Versuchs-Küche, denn hier arbeiten neben den beiden angestellten Hauswirtschaftlerinnen immer drei bis vier Personen, die das „Arbeitsfeld Küche“ kennen lernen sollen. „Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwand“ nennt sich dieses soziale Projekt. Wobei: in dieser großen Lehrküche wurde in manchem Kochkurs schon andere Hausforderungen gezaubert, als diese doch bekannten Spezialitäten:

Am heutigen Dienstag ist Türkei-Tag mit Lahmacun und Gemüseköfte. Am Mittwoch erinnern Gyros und Salatteller an Griechenland. Donnerstags weckt spanische Paella Urlaubsgefühle und am Freitag wird es mit Bigos und Pierogie polnisch-deftig. Die Preise liegen zwischen 2,80 (für Eintöpfe) und 4,40 € (für die Paella). Wer möchte, kann Plätze reservieren: 581-8691.