Witten. . Die rollende Redaktion unserer Zeitung machte in Herbede Station. Vier Kenner des Ortes standen den Bürgern Rede und Antwort.
Herbede hat was – da sind sich Redner wie Zuhörer einig bei der Diskussion am Redaktionsmobil unserer Zeitung auf dem kleinen Platz vor der Sparkasse an der Meesmannstraße. Doch Herbede hat auch „offene Wunden“, wie es Moderator und Redakteur Johannes Kopps formuliert. Und damit meint er nicht nur die Großbaustelle an der Wittener Straße. Immerhin stehen Gegner und Befürworter des Edeka-Umzugs ins Gerberviertel gemeinsam an einem Tisch.
Donnerstagnachmittag. Strahlend blauer Himmel. Die Experten haben sich in den Schatten verzogen. Rede und Antwort stehen: Barbara Bokel vom Planungsamt („dem Einzelhandel wird’s zu eng in der Meesmannstraße“), Heiner Knährich vom Heimatverein, der ebenso wie Heinz-Dieter Boele vom Bürgerkreis Herbede Gegner der Umsiedlung des Lebensmittelmarktes auf die andere Seite der Wittener Straße ist, und schließlich Dominik Grütter, nicht nur Inhaber von Edeka, sondern auch Vorsitzender der Werbegemeinschaft. Er sagt: „Ich möchte den Standort wechseln, weil 700 m² nicht reichen und es keine Parkplätze gibt.“
So weit die Standpunkte, doch zunächst folgten alle vier der Aufforderung, ihre Vision für Herbede in fünf Jahren zu formulieren. „Ich stelle mir vor, dass die Baustelle beendet ist“, so Barbara Bokel, die sich zudem für den Ortskern eine „bessere gestalterische Qualität“ wünscht – „damit ein paar Menschen mehr nach Herbede kommen und das Zentrum beleben“. Knährich vermutet, dass der Edeka steht und die Wittener Straße deshalb wie befürchtet den Ort trennt, während Grütter hofft, durch den Umzug auch „die umliegenden Dörfchen“ mitversorgen zu können. Im Gegensatz dazu glaubt Boele, dass die Unter- in eine Überversorgung kippen werde.
Ersten Applaus vom Publikum erntet Heiner Knährich dann mit der Aussage zur Edeka-Schließung: „Das ist ein ganz faules Ei, das da gelaufen ist.“ Immer wieder muss sich Dominik Grütter für den geplanten Umzug rechtfertigen: „Die derzeitige Immobile ist veraltet, wir können dort keinen Erlebniseinkauf bieten.“ Später wird ihm der Kragen platzen angesichts der vielen Vorwürfe: „Sie alle haben nie mit mir von sechs bis 21 Uhr im Laden gestanden und können sich gar keine Meinung bilden.“ Egal, was er am alten Standort tun werde – „ich kriege nicht einen Parkplatz mehr“.
Dem Wunsch eines Zuhörers, nach einer Stunde „Edeka“ mal das Thema zu wechseln, weil Herbede mehr Potenzial habe, kamen die Redner zögerlich nach. Größere Einigkeit herrschte jedoch darüber, dass es mehr altengerechte Wohnungen geben müsse, dass die Schließung der Hardensteinschule ein Verlust wäre und Herbede als „Tor zum See“, wie es Heinz-Dieter Boele nennt, viel attraktiver werden müsse. Nicht nur durch eine Belebung der eher tristen Plätze, sondern beispielsweise auch durch eine Verlegung des Bahnhofs zum Haus Herbede. Ein Schritt in die richtige Richtung: Barbara Bokel, mit dem Rad angereist, waren Schilder am Ruhrtalradweg aufgefallen, die auf Herbede verweisen.
Einer der jüngsten Zuhörer meldete sich zum Schluss unter vier Augen zu Wort. „Ich find’s einfach gut“, sagt Paul (12), der seit fünf Jahren hier wohnt, „dass sich jemand für Herbede einsetzt“.