Witten. . Der Blick in den Himmel war im Mai meist ein Graus, für viele Landwirte aber bedeutet der Dauerregen und die Kälte der vergangenen Tage auch einen Umsatzverlust

Der Blick in den Himmel ist seit Wochen ein Graus, für viele Landwirte aber bedeutet der Dauerregen und die Kälte der vergangenen Tage auch einen Umsatzverlust. Denn die Ernte verschiebt sich – bei Erdbeeren um zwei Wochen, bei Gemüse sogar um einen ganzen Monat. „Die Hoffnung, das wieder rauszuholen, bleibt natürlich immer“, sagt der Wittener Biobauer Bert Schulze-Poll. „Aber das wird wohl ein Ernteausfall.“

Beispiel Kohlrabi: Der sei im März gepflanzt worden und habe dann heftigen Frost abgekommen. Die ersten Gewächshaus-Salate seien normalerweise Anfang April erntereif, diesmal dauere es bis Anfang Mai. „Alles ist extrem verzögert“, so der Landwirt weiter. Und das zeige sich auch im Geldbeutel: „Da geht es schon um ein paar tausend Euro, die fehlen.“

50 % der Grasernte noch auf dem Feld

Knut Schulze-Neuhoff plant, sein Erdbeer-Feld für Selbstpflücker am Ölbachweg in Heven am 11. Juni zu eröffnen. Klappe es früher, wolle er dies vor Ort mit einem Schild kundtun. „Normalerweise gehen wir am 20./25. Mai an den Start“, so der Landwirt. Er baue auf seinen zwei Hektar Erdbeeren der Sorten Honeoye und Elsanta an. Diese gedeihten am besten, wenn sie genügend Wasser und nicht so viel Kälte bekommen. „Temperaturen unter zehn Grad können sie nicht haben“, so der Experte. Doch frostige Temperaturen gab’s zumindest nachts in den letzten Wochen zuhauf. Also stellten die Pflanzen ihr Wachstum erstmal ein.

Trotz der Wetterprobleme bleibt Schulze-Neuhoff, der auch noch ein Erdbeer-Feld in Dortmund-Eichlinghofen betreibt, optimistischer als sein Kollege. „Wenn wir später mit der Ernte anfangen, hören wir auch später auf“, sagt er. Doch wenn dem langen Regen jetzt im Juni eine Hitzeperiode mit mehreren Tagen über 30 Grad folge, könnte diese Rechnung platzen. Denn dann reiften die Erdbeeren schnell, so Schulze-Neuhoff – und die Saison ende wie gewohnt und damit zu früh.

Entscheidend sei das Wetter der nächsten Wochen, sagt auch Dirk Kalthaus, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen. Sei der Juni trocken, könnten zumindest die Sommerernten – zum Beispiel beim Getreide – pünktlich starten, und dann seien auch keine Qualitäts- und Umsatzeinbrüche zu erwarten. Probleme hätten aber jetzt schon Mais- und Futtermaisproduzenten. Diese Pflanzen seien auf Sonne angewiesen und hingen nach den trüben kalten Wochen gelb und klein auf den Feldern. „Das kann jeder Laie sehen“, so Kalthaus. Hinterher hinke auch die Grasernte. Die Landwirte hätten die zwei schönen Tage in der letzten Woche natürlich sofort genutzt, „aber 50 Prozent der Ernte stehen noch draußen und warten“.