Witten. . Immer weniger Vertreter des Integrationsrates nehmen an Sitzungen teil. Es geht um alte Machtspiele und Enttäuschung über „Machtlosigkeit“. Der Ruf nach Reformen wird laut
Erst wurde für ihn gekämpft, jetzt kehren ihm die eigenen Mitglieder den Rücken: Immer weniger gewählte Vertreter des Integrationsrates nehmen an den Sitzungen teil. „Das ist deprimierend“, findet Heinz-Jürgen Dietrich, der als SPD-Ratsherr im Gremium sitzt. Der Ruf nach Reform des Integrationsrates macht bereits die Runde.
Tiefpunkt der dreieinhalbjährigen Geschichte der Ausländervertretung war der 21. März. Nur acht von 27 Mitgliedern kamen zur Sitzung, bei der letzten, am 16. Mai, waren es laut Stadt nur fünf mehr. Beide Male war der Integrationsrat formal nicht beschlussfähig. Seit über zwei Jahren kommen höchstens 17 Mitglieder. Bei den ersten Sitzungen war der Saal noch voll. Vize-Vorsitzender Armin Suceska (32) schlug beim letzten Treffen darum vor, den Integrationsrat bei der nächsten Wahlperiode zu verkleinern. Andere setzen auf das Vertreterprinzip: Wenn jemand fehlt, muss er für Ersatz sorgen. Bei der Sitzung soll es zu heftigen Debatten gekommen sein.
„Note vier“ für bisherige Bilanz
Wenn das Gremium so schlecht besucht sei, könne man nicht gut arbeiten, sagte Suceska unserer Zeitung. „Aus dem Integrationsrat kann man viel mehr rausholen.“ Die bisherige Bilanz – etwa eine Internetseite oder die Arbeit an einem Konzept für das kommunale Integrationszentrum in Schwelm – hätte nur die Note vier verdient.
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Hintergrund des Fernbleibens vieler Mitglieder soll Frust und Enttäuschung sein. Der Stachel, dass die Liste „Türk Birligi“ als stärkste Kraft nach der Ur-Wahl vor dreieinhalb Jahren nicht den Vorsitzenden stellte, sitzt laut verschiedener Mitglieder noch tief. Die Ratsvertreter stimmten damals mit der „Wittener Internationalen Liste“ für die Kinderärztin Dr. Theodora Polichronidou. Sie glaube dagegen eher, dass manches Mitglied gemerkt habe, dass der Integrationsrat nicht der effektivste Weg ist, etwas zu erreichen, erklärte sie auf Anfrage. Er kann nichts entscheiden, sondern dem Stadtrat nur Anträge zur Diskussion vorlegen.
„Es gab wohl einige, die nach der Wahl überrascht waren, dass das Arbeit macht“, glaubt Integrationsbeauftragte Claudia Formann. Mitglied Mehmet Colak meint, dass „nicht genug beraten wurde, was im Integrationsrat passiert“. Nach Informationen unserer Zeitung waren entsprechende Workshops aber nur dürftig besucht. Auch fehlende Motivation sei ein Grund fürs „Blaumachen“ der Ehrenamtler, meint der 47-Jährige. Er fordert, bei der nächsten Wahl nur die aufzustellen, „die bereitwillig sind“. Wenn man gar nicht mehr komme, müsse man zurücktreten.
Ausgerechnet an Rücktritten gab es bislang reichlich. Immer wieder mussten Nachrücker ans Ruder, weil Mitglieder zurückzogen. Zurzeit sind vier Posten offen. Noch gibt es keine Freiwilligen, die die 27 voll machen. Auch hier scheint Motivation zu fehlen. Rückmeldungen von Nachrückern bezeichnet Sandra Wieschermann, Geschäftsführerin des Integrationsrates, als „sehr zurückhaltend“.