Witten. .
Sauer macht lustig? In diesem Falle wäre es auf lange Sicht der Tod für wertvolles Archivmaterial. Deshalb nimmt das Stadtarchiv wieder an der „Landesinitiative Substanzerhalt“ (LISE) teil.
Diesmal werden rund 700 Kilogramm ausgewähltes Archivgut zur Konservierung nach Brauweiler und Leipzig geschickt. In einer Entsäuerungslösung (Lauge) wird der pH-Wert des Papiers aus dem sauren Bereich in den alkalischen Bereich (nicht sauer, z.B. Seife) gebracht. Denn saures Papier zerstört sich im Laufe der Zeit selbst.
Durch die chemische Behandlung verlängert sich die Lebensdauer laut Stadt um ein Vielfaches . Außerdem würden die wertvollen Originale für künftige Digitalisierungsprojekte stabilisiert. „Wir bedanken uns beim Land NRW für die finanzielle Förderung und dem LISE-Team des LWL-Archivamts Westfalen für die fachliche Beratung, Projektentwicklung und praktische Unterstützung“, sagt die Leiterin des Wittener Stadtarchivs, Dr. Martina Kliner-Fruck. LWL ist der Landschaftsverband Westfalen-Lippe.
Wegen der Konservierungsmaßnahme sind einige Dokumente seit Montag vorübergehend für die Nutzung gesperrt: Urkundenbücher zu Eheschließungen 1901 bis 1932 und Sterbefälle 1874 bis 1900 des Standesamtsbezirks Witten, Magistratsbeschlüsse 1910 bis 1933, Personalakten der Bürgermeister 1869 bis 1957, Melderegister für Annen, Bommern, Herbede, Heven, Stockum, Protokollbücher der ehemaligen Gemeinden Annen, Herbede und Stockum, Steuerlisten und Wehrstammrollen für Witten und Herbede.
Seit 2011 lässt das Stadtarchiv wichtige Dokumente chemisch in dem „Zentrum für Bucherhaltung“ in Leipzig behandeln. Das Verfahren läuft über einen Zeitraum von gut sechs Monaten. Ende des Jahres erwartet die Ruhrstadt seinen Bestand wieder zurück.
Welches Archivmaterial für den Konservierungsprozess ausgesucht wird, hängt von der Nutzungsintensität ab. „Urkundenbücher zu Eheschließungen und Sterbefällen gehören zu den wichtigsten städtischen Überlieferungen und werden am stärksten genutzt“, erklärt Archivarin Ana Muro (29).
Die aktuellen Kosten belaufen sich auf über 10 000 Euro. Die Stadt bzw. das Kulturforum stellt davon 8000 Euro bereit.
Der gesamte Archivbestand im Saalbau wird unter anderem durch stabile Klimawerte in den Magazinräumen vor Zerfall und Schimmel geschützt. Besondere Einzelakten können in der Restaurierungswerkstatt des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe wiederhergestellt werden.