Witten. .

Für eine Lohnerhöhung um 5,5 Prozent demonstrierten bei einem Warnstreik gestern mehrere hundert IG-Metaller auf dem Platz vor der Stadtgalerie in der Innenstadt.

Vorangegangen war ab zehn Uhr ein Marsch vom Betriebshof neben der Feuerwache an der Dortmunder Straße durch die Innenstadt. Angehörige von Bosch Rexroth forderten außerdem eine unbefristete Übernahme der Auszubildenden, wie es der Tarifvertrag vorsieht.

Die Innenstadt ist rot am Dienstagmorgen, rot von den Warnstreik-Westen der Wittener Metallarbeiter aus 15 Betrieben. Mathias Hillbrandt, 1. Bevollmächtigter der IG Metall, macht Stimmung: „Das Angebot der Arbeitgeber liest sich sehr einfach - es ist eine dreifache Null. Dies ist eine reine Provokation für die Beschäftigten. Je nach Inflationsrate würde dies zu Reallohnverlusten führen.“

Lebenshaltungskosten steigen

Nehmen wir zum Beispiel mal Bernhard Zietlow, der sich zwischen zwei Redebeiträgen von Betriebsräten vor der Stadtgalerie gerade mit einer scharfen Currywurst aus der Gewerkschafts-Gulaschkanone stärkt. Seit 33 Jahren ist der Arbeiter bei der heutigen ISE Automotive, produziert Scharniere, Getriebeteile und diverse Rohrrahmen-Komponenten für die Automobilindustrie. Mit Schichtarbeit, Zulagen, Prämien „und allem Drum und Dran“ bringt der 54-Jährige monatlich rund 2000 Euro netto nach Hause. „Ich brauche die 5,5 Prozent für die Familie, auch die Versicherungen werden teurer, die Lebenshaltungs-Kosten steigen“, sagt er.

Ein 30-jähriger Arbeiter von Bosch Rexroth macht sich mit einem Transparent für die unbefristete Übernahme der Auszubildenden in seinem Unternehmen stark. „Dafür gibt es schließlich einen Tarifvertrag, der in unserer Firma aber nicht angewendet wird.“ Etwa 1800 Euro holt der Schichtarbeiter monatlich heraus und findet, dass es bei den Lohnforderungen nicht viel zu verhandeln gibt. Seine Betriebsrätin Esther Engel (44) pflichtet ihm bei: „Wir fordern 5,5 Prozent, und wir wollen auch 5,5 Prozent mehr haben. Das bisherige Angebot der Unternehmer ist eine Provokation.“ Sie gibt sich kämpferisch: „Wenn die Arbeitgeber bei den Verhandlungen nicht vorlegen, dann können wir durchaus noch mehr nachlegen.“

Noch einiges schief gelaufen

Das täuscht allerdings über die Kampfstärke hinweg, die von der IG Metall gestern demonstriert wurde. 800 bis 1000 Teilnehmer wurde erwartet, ein Sternmarsch angekündigt. Einige hundert sind es wohl, die sich morgens am Betriebshof neben der Hauptfeuerwache treffen und auf den Weg durch die Innenstadt machten. „Da ist noch einiges schief gelaufen“, resümiert ein Betriebsrat. „Es sind mehr Kollegen in den Betrieben geblieben als erwartet. Die Auftragslage ist zum Teil ja auch nicht besonders gut. Aber wenn bei der nächsten Verhandlung kein vernünftiges Ergebnis herauskommt, dann wird richtig gestreikt, und dann sieht die Sache schon anders aus“, hofft er.

Recep Duman (47) ist mit seinem Job beim Blankstahlkomponenten-Hersteller Heinrich Geissler in Stockum sehr zufrieden. Er verteilt auf dem Platz die roten Tröten, mit denen die Metaller in der Innenstadt kräftig auf sich aufmerksam machen. „Die Kiste ist schon fast leer“, freut er sich. 29 Jahre ist er bei dem mittelständischen unternehmen, „wir haben ein gutes Betriebsklima und Spaß bei der Arbeit“. Wenn dann auch noch die Kasse stimmt, will er zufrieden sein.