Witten. Gelände der Durchholzer Schule liegt fünf Jahre nach dem Abriss weiter brach. Dezernent steht zur Schließung, auch wenn heute kleinere Schulen erlaubt sind.

Die Durchholzer Schule wurde auf den Ratsbeschluss von Ende 2006 Mitte 2007 geschlossen – gegen erbitterten Widerstand vor Ort. Auf dem Gelände, das Bauland werden soll, schießt bislang nur Unkraut in die Höhe. Und das Land NRW lässt heute kleinere Schulen als damals zu (siehe Infobox). War die Schließung seinerzeit doch ein schwerwiegender Fehler?

„Hätte, hätte, Fahrradkette“ – unter Berufung auf ein frisches Steinbrück-Zitat verweist Schuldezernent Frank Schweppe darauf, dass Nachkarten immer einfacher ist, als unpopuläre Entscheidungen zu fällen, die man im Übrigen „nicht emotionslos getroffen“ habe. In diesem Fall belegten aber die Zahlen auch nachträglich, dass „die schulpolitische Entscheidung natürlich richtig war“. Im Gesamtbereich Herbede gebe es heute eine „auskömmliche Versorgung“. Für eine weitere Grundschule bestehe „kein Bedarf“. Auf Nachfrage schließt Schweppe zugleich weitere Grundschulschließungen in ganz Witten aus. „Die Aufgabe von Standorten spielt in unseren Überlegungen keine Rolle.“

In Witten gibt es heute insgesamt 2883 Grundschüler – 662 (18,2 %) weniger als beim Ratsbeschluss 2006, also fast ein Fünftel. Und die Zahl wird weiter sinken. Die Herbeder Grundschule hat heute 172 Schüler in acht Klassen, die Vormholzer Grundschule (99) und die Buchholzer Grundschule (96) haben jeweils vier Klassen – neben der Borbachschule (111) sind sie die einzigen durchgängig nur einzügig geführten Schulen in Witten.

In der Rückschau erinnert der Schuldezernent daran, dass damals allen an der Schulplanung Beteiligten klar gewesen sei: „Im Gesamtbereich Herbede hatten wir eine Grundschule zu viel.“ Und im Arbeitskreis für Schulplanung mit u.a. den schulpolitischen Sprechern aller Fraktionen habe lange Einmütigkeit bestanden, die Durchholzer Schule zu schließen. Sonst hätte es eine andere getroffen. Einer der Gesichtspunkte damals, so Schweppe: Die Vormholzer Schule erreichen viele Schüler zu Fuß, der Anteil der Schüler, die ohnehin mit dem Auto zur Schule gefahren werden, lag in Durchholz deutlich höher.

Auch die kleineren Schulmindestgrößen, die Düsseldorf heute vorgibt, sind für Schweppe kein schlagendes Argument: „Das Land erlaubt alles Mögliche“. Dadurch bekomme Witten aber nicht eine einzige Klasse oder einen einzigen Lehrer mehr. Bei der Zuteilung der Lehrer wird Gesamtschülerzahl durch eine Kennzahl (an Grundschulen 23,42 Schüler je Lehrer) geteilt. Hält eine Stadt eine Schule mit extrem kleinen Klassen aufrecht, muss eine andere Schule in derselben Stadt mit extrem großen Klassen leben.

Schulgrößen: Früher konnte eine Grundschule als Filialschule mit 18 Schülern je Klasse laufen, in Härtefällen mit mindestens 15 Schülern (insgesamt mind. 72 bzw. 60 Schüler). Seit 2011 sind Filialschulen mit 46 bis 92 Schülern möglich, zudem Ausnahmen mit weniger als 46 Schülern.

Mehr als 12 000 Unterschriften gab es gegen die Schließung. Der Rat (30:27) erklärte im Aug. 2007 ein Bürgerbegehren für unzulässig. Die Schule war bereits dicht. Anfänglich wollte auch die ev. Gemeinde auf dem Gelände bauen. Der Kindergarten bleibe erhalten, so Schweppe.