Witten. . Wenn die Natur plötzlich aus dem Winterschlaf erwacht, reagiert das Immunsystem oft mit Heuschnupfen. Die Allergie verläuft jedes Jahr anders.
Die Kollegin schnieft. Der Kollege hat rote Augen. Sobald die Sonne scheint und die Temperaturen steigen, beginnen die Menschen um mich herum zu leiden. Denn wer allergisch auf die Pollen frühblühender Bäume und Sträucher reagiert, der kriegt ihn gerade wieder – den Heuschnupfen. „Im Wartezimmer sitzen jetzt mehr Patienten mit diesen Symptomen“, bestätigt auch der Wittener Lungenfacharzt Dr. Karl-Heinz Franz.
Die Allergie verlaufe aber jedes Jahr anders. „Das hängt vom Winter ab“, so Franz. Normalerweise blühen Erle und Haselnuss schon im Januar. Dann, so der Experte, zeigen sich die ersten Beschwerden. Und wenn im Mai die Gräser blühen, würden die Symptome stärker. War der Winter aber kalt und lang, fliegen mit Beginn des schönen Wetters besonders viele Pollen durch die Luft. So wie jetzt. „Und dann kommt alles zusammen, weshalb die Belastung viel höher ist.“ Dann, so der Arzt, „entstehen auch viele Neuerkrankungen“. Immerhin rund 25 Prozent der Menschen reagierten allergisch auf Inhalationsallergene, also auf alles, was durch die Luft schwirrt. Das sind nicht nur Pollen, sondern auch Milben oder Tierhaare.
„Bei schönem Wetter bleiben die Pollen ganz und setzen sich vor allem in den Augen und der Nase ab. Bei feuchtem Wetter lösen sie sich auf und gelangen als Schwebepartikel in die Lunge“, so Franz. „Wenn’s also am Wochenende regnet, gibt es wieder mehr Asthmaanfälle.“ Doch nicht nur die Natur löst solche Allergien aus, auch Umwelteinflüsse oder die Ernährung können eine Rolle spielen.
„Es verdichten sich Forschungshinweise, dass penible Hygiene der Auslöser ist“, erklärt Dr. Hans-Joachim Boschek vom Kreisgesundheitsamt. „Das Immunsystem ist nicht an Belastungen gewöhnt, kann damit nicht umgehen und entwickelt Beschwerden.“ Das sei nicht nur in ländlichen Gebieten so, sondern auch in der Stadt. Die Beschwerden betreffen oft erst Nase und Augen. „Dann gibt es häufig das Phänomen des Etagenwechsels.“ Wer Beschwerden in Hals, Rachen und Lunge verspürt, sollte spätestens jetzt zum Arzt. Denn daraus könne Asthma entstehen. „Und damit ist nicht zu spaßen.“
Was also tun, wenn es kribbelt und tränt? „Frei verkäufliche Medikamente gibt es in der Apotheke. Wer weiß, dass es bald losgeht mit dem Heuschnupfen, sollte sich vorher damit eindecken und sie nehmen“, so Dr. Franz. Neulinge sollten den Hausarzt aufsuchen. Schwereren Fällen könne eine Desensibilisierung helfen, also das Spritzen des entsprechenden Allergens – und die bringe in über 90 Prozent einen Therapieerfolg.