Witten. . Die neue Ausstellung „Schmützig“ in der Galerie Haus Herbede zeigt Werke der Dortmunderinnen Sabine Held und Silvia Liebig zum Thema Reinigung.

Ist das Kunst, oder darf hier geputzt werden? – Nein, bei der neuen Ausstellung in der Galerie Haus Herbede geht es nicht um Beuys’sche Fettecken. Saubermachen ist hier deshalb nicht nur erlaubt, sondern gewünscht. „Schmützig“ heißt das Konzept der Dortmunder Künstlerinnen Sabine Held (39) und Silvia Liebig (47). Die beiden Punkte über dem „u“ sind dabei nicht etwa ein Schreibfehler. Als sprachliche „Verunreinigung“ weisen sie auf das Grundthema hin: Reinigung.

An den Wänden im ersten Ausstellungsraum der Galerie hängen großformatige Werke, die aus mehreren bemalten und beklebten Pappquadraten zusammengesetzt sind. Motive der Werbung treffen dort auf englische Schimpfworte, stilisierte Aktzeichnungen sind dort ebenso zu finden wie Darstellungen von Hausstaubmilben – in einem eher naiv gehaltenen Stil mit teils ausdrucksstarker Farbgebung.

„An allen Werken haben wir zusammen gearbeitet“, erklärt Künstlerin Sabine Held. Die kleinen Papptafeln wurden dafür untereinander ausgetauscht, um die Ideen der Kollegin fortzuspinnen. „Deshalb haben die einzelnen Tafeln auch vertikale Verbindungen – mal sichtbare, mal eher assoziative“, so Held. Doch wie passen Pin-Up-Darstellungen mit Strapsen und Kraftausdrücken zum Ausstellungsthema? „Uns interessieren auch andere Formen der Reinigung, wie die spirituelle oder die sexuelle“, verdeutlicht Silvia Liebig.

In einer Video-Installation schnitten sie Szenen des Händewaschens, Betens und Zensierens einer Zeitungsseite zusammen, um damit die verschiedenen „Reinigungsarten“ gegenüberzustellen. Zweieinhalb Jahre hätten sie an ihrem Konzept gefeilt. „Das muss man mal erwähnen, weil viele Betrachter sonst sagen: ,Das kann ich doch auch’“, so Silvia Liebig. Vom Stil her mag diese wenig wohlwollende Aussage vermutlich zutreffen. Dahinter verberge sich aber ein innovatives Leitmotiv, das die Kollagen von infantilen Kritzeleien und Klebespielchen deutlich unterscheiden soll: der „Sinnersche Kreis“.

Der Chemiker Herbert Sinner hielt einst in einer Tortengrafik die Grundparameter der Reinigung fest: Zeit, Temperatur, Mechanik und Chemie. „Das zieht sich durch alle unsere Arbeiten, auch wenn man nicht immer zuordnen kann, in welche Kategorie sie fallen“, so Held.

Eine witzige Idee erwartet die Ausstellungsbesucher in Form eines kleinen Pappgebildes in Klohaus-Form. In der so genannten „Bußbox“ dürfen sie Antworten zu verschiedenen Fragen zum Thema Reinigung wild an die Pappwände schmieren und ganz nach Belieben auch mal schmutzige Gedanken hinterlassen.