Witten. . Sachbearbeiterin Birgit Bogner-Matthes leitet das städtische Fundbüro. Über 1000 liegengebliebene Dinge werden von ihr pro Jahr aufgelistet, aufbewahrt - und später versteigert.

Natürlich, es gab das Holzbein mit der blauen Frotteesocke dran. Etliche Gebisse, und einen Gips-Kopf, den jemand im Wald vergraben hatte. Am meisten aber schockierte Birgit Bogner-Matthes dieses Fundstück, das im Rathaus einst abgegeben wurde: ein Bataillon rotbemützter Gartenzwerge.

Wie alle Fundstücke gingen die Wichtelmänner ihren geordneten, bürokratischen Weg: Jeder bekommt eine Nummer, wird mitsamt Beschreibung im Computer vermerkt, sechs Monate lang im Blechschrank von Frau Bogner-Matthes aufbewahrt. Und dann? „Entweder schmeißen wir die Sachen weg oder geben sie in die Versteigerung“, sagt die 48-jährige Sachbearbeiterin. (Die Gartenzwerge erzielten dort übrigens ein hübsches Sümmchen zugunsten der Stadtkasse.)

Seit zwölf Jahren kümmert sich die Mitarbeiterin des Bürgerbüros um die bis zu 1200 Fundstücke, die pro Jahr abgegeben werden - bei der Polizei, per Telefon oder im Bürgerbüro. Mitunter werden kleine Dinge auch kommentarlos in den Hausbriefkasten geworfen. „Es gibt sehr viele ehrliche Menschen, die Dinge abgeben“, sagt Bogner-Matthes. Kaum zu glauben: Aber nur etwa jedes vierte Teil findet seinen Besitzer wieder. „Selbst wenn wir die Leute ermitteln konnten, holen viele die Sachen nicht ab. Manche kommen gar nicht auf die Idee, dass ihr verlorenes Handy bei uns liegen könnte.“

14 Telefone, darunter wertvolle Smartphones, warten zurzeit in ihrem Schrank. Aber auch Modeschmuck, Portemonnaies, ein Motorradhelm, BHs, Akkuschrauber, eine Zahnspange oder eine Teilprothese. Es gab auch den Fall, dass ein älterer Herr das Gebiss anprobierte, im Mund hin und her schob und wieder auf die Theke legte: „Ist nicht meins. Passt nicht.“

Als Fachfrau für Liegengebliebenes muss man schwer heben und einiges einstecken können. Die Einmal-Handschuhe kommen oft zum Einsatz: „Portemonnaies, die im Matsch gefunden wurden, stinken “, berichtet Bogner-Matthes. Was in manchen Jackentaschen steckt, mag man gar nicht wiedergeben.

Im Rathaus-Keller warten noch etwa 25 Fahrräder. Und ein leicht angerosteter Tresor: „Den hat eine Spaziergängerin im Hammerteich gefunden.“ Bei jedem Fundstück prüft Birgit Bogner-Matthes die Spuren - vielleicht lassen sie Rückschlüsse auf den Eigentümer zu, der dann angeschrieben wird. Im Fall eines skurrilen Gefährts - eine Mischung aus Einkaufswagen und Rollator - konnte sie lediglich den dänischen Hersteller ermitteln. Wird eigentlich Finderlohn gezahlt? „ Das machen Finder und Besitzer unter sich aus“, sagt Bogner-Matthes. „Aber die meisten Finder wollen das Geld gar nicht.“