Vor einiger Zeit ist die Projektfabrik, die junge Leute auf den Job vorbereitet, ins ehemalige Café Leye eingezogen. Jetzt gibt’s dort wieder Kulinarisches

„Café Leye“ – der Name steht noch in großen Lettern über dem schmalen Eingang. Noch heute verbinden viele Wittener Eleganz, Gemütlichkeit und Tradition mit der ehemaligen Caféhaus-Institution an der Bahnhofstraße13. Mittlerweile hat sich die Projektfabrik der alten Räumlichkeiten angenommen und seit dem Wochenende gibt es hier auch wieder Kaffee und Kuchen. Allerdings mit einem ganz neuen Ansatz.

Langzeitarbeitslose kellnern

„Eine Konkurrenz zu anderen Cafés wollen wir nicht sein“, sagt Lukas Harlan. Der 35-Jährige, der früher in einem Gastronomie-Betrieb in Köln tätig war, arbeitet heute als Marketingleiter und Sprecher für die Projektfabrik. Mit Kunst- und Theater-Projekten unter dem Titel „Job Act“ hilft das Wittener Unternehmen bundesweit Langzeitarbeitslosen bei der Rückkehr in die Arbeitswelt. Im Obergeschoss des ehemaligen Café Leye werden dafür Mitarbeiterschulungen und Arbeitskreise abgehalten. Im kleinen Foyer im Erdgeschoss aber dampfen fortan jeden Samstag wieder die Tassen.

„Das Café soll eine Schnittstelle zwischen der Arbeit, die wir hier in Witten tun, und den Bürgern sein“, erklärt Harlan. Während die Besucher in der Eingangssituation recht eng gedrängt an den Wänden sitzen, sollen sie sich unterhalten und sowohl untereinander als auch mit dem Mitarbeitern ins Gespräch kommen.

Ein Ort der Begegnung und der Kreativität solle das samstägliche Café werden. „Einmal im Monat zeigen wir Installationen im Schaufenster“, erzählt Lukas Harlan. Die Theaterpädagogin der Projektfabrik, Beata Nagy, zeigt dann ihre Interpretationen der astrologischen Tierkreiszeichen.

Als Bedienungen sind im Café Langzeitarbeitslose aus der Umgebung beschäftigt, die gleichzeitig in der Projektfabrik an Kunst- und Kulturprogrammen arbeiten. „Damit lebt auch hier die soziale Idee der Projektfabrik weiter“, sagt Harlan. „Wir wollen ihnen die Gelegenheit geben, in einem professionellen Rahmen zu arbeiten, mit ganz normalen Kunden, und sich gleichzeitig mit künstlerischer Arbeit auseinanderzusetzen.“

Dass das Café darüber hinaus auch für die Kunden ein Ort der Kreativität sein kann, davon ist der 35-Jährige fest überzeugt. „Innovative Ideen entstehen doch meistens an der Kaffeemaschine“, sagt er schmunzelnd. „Cafés schaffen dabei einen Freiraum, in dem der Zufall Menschen zusammenbringt.“ So ein Freiraum sei für jede Kunstform unabdinglich. Vielleicht ist das Café Leye mit seiner Historie dafür genau der richtige Ort.