Witten. . Wirte und Gäste sind sauer, weil in fünf Wochen endgültig Schluss ist mit dem Rauchen in den Räumen. Das Merengue hat deswegen schon dicht gemacht.

Wer Wittener Kneipen wie die Alte Post, die Marktschänke, das Old House oder den D-Zug betritt, den empfängt gleich der Duft der großen weiten Welt – noch. Denn in gut einem Monat, am 1. Mai, ist endgültig Schluss mit dem Rauchen in sämtlichen gastronomischen Betrieben. Aussichten, die bei Gästen und Wirten jetzt schon für schlechte Stimmung sorgen.

Die erste Kneipe hat deshalb bereits dicht gemacht: das Merengue an der Lutherstraße. Inhaberin Sabiha Aydar, die außerdem das Casa Cuba am Marktplatz betreibt, sah für den Standort keine Chance mehr: „Dann hätten alle draußen rauchen müssen und dann hätte es Ärger mit den Nachbarn gegeben.“ Seit 28. Februar sind die Türen geschlossen, einen Nachmieter gibt es bereits. Apropos Tür: Für 4700 Euro hatte Sabiha Aydar im Casa Cuba eine Zwischentür einbauen lassen, um – wie zuletzt vorgeschrieben – einen Nichtraucherraum anbieten zu können. Platz, der nicht genutzt worden sei.

Auch in der Alten Post darf nur noch hinten geraucht werden. „Am ersten Abend war’s da proppenvoll und vorn saßen fünf Leute“, erinnert sich Betreiber Thorsten Wottrich. Ab 1. Mai wird er alle Raucher vors Lokal schicken. „Das wird die Nachbarn stören, was ich ja verstehen kann“, sagt er – und will Problemen aus dem Weg gehen, indem er – Deckel ade – jedes Getränk sofort abhalten lässt. „Dann sind die Leute draußen in dem Moment ja nicht mehr meine Gäste.“ Die Kunden übrigens, die seien total genervt, „weil der Staat sich einmischt“.

Um der Obrigkeit ein Schnippchen schlagen zu können, geht Thorsten Wottrich gerade eine ziemlich schräge Idee im Kopf herum: „Es gibt die Möglichkeit, ein Theaterstück aufzuführen.“ Denn sobald es um darstellende Kunst gehe, könne der Staat nicht eingreifen. „Und wenn alle Anwesenden mitmachen und dabei zufällig rauchen . . .“ Wottrich hält den Gedanken für durchaus lohnenswert: „Im süddeutschen Raum wird das öfter praktiziert.“

Sorgen um seinen Laden, der im 52. Jahr Familienbetrieb ist, macht er sich nicht. Im Gegenteil: „Das Klimbim und die Alte Post werden überleben.“ Aber es werde viele geben, die aufgrund des strikten Rauchverbots mindestens 20 Prozent Minus machen und auf lange Sicht vor die Hunde gehen.Genau das befürchtet auch Sandra, Wirtin im D-Zug und zum ersten Mal selbstständig.

Am 22. September 2012 hat sie die Kneipe an der Bahnhofstraße übernommen – „schon mit einem Stolperstein“, wie sie es nennt. Denn am Tresen, quasi das Herz einer Kneipe, darf sich kein Gast mehr eine Zigarette zum Bierchen anzünden, dafür muss er sich nach hinten in den Dartraum verziehen. „Die meisten Stammgäste sind da schon weggeblieben.“ Der 48-jährige Didi kommt trotzdem. Eine Schachtel rauche er pro Tag. „Dass man im reinen Speiselokal nicht rauchen darf, kann ich ja verstehen.“ Klar werde er seiner Stammkneipe die Treue halten. Aber draußen rauchen? „Kommt nicht in Frage“. Didi findet klare Worte: „Das Verbot ist scheiße.“