Witten. .
Der Ex-Geschäftsführer einer Wittener Marktforschungsfirma soll über Jahre keine Lohnsteuern und Sozialabgaben für Mitarbeiter gezahlt haben.
Insgesamt geht es um 145 000 Euro für Krankenkassen und Rentenversicherung. Dafür muss sich der 43-Jährige seit Mittwoch vor dem Wittener Amtsgericht verantworten. Er beteuert, die Mitarbeiter seien freiberuflich für ihn tätig gewesen.
Das Marktforschungsunternehmen führte Umfragen unter Ärzten durch. Dafür habe er – je nach Auftrag – schnell neue Interviewer benötigt und diese aus einem Pool ausgesucht, so der Ex-Chef. Ein Angestelltenverhältnis habe nicht vorgelegen. Noch 2010 hatte es eine Kontrolle durch die Rentenversicherung gegeben, die nichts zu beanstanden hatte. Anders der Zoll: Er war nach einer anonymen Anzeige tätig geworden.
Ein Beamter stellte fest, die angeblichen Freiberufler würden wie Angestellte beschäftigt. In Fragebögen hatten sie unter anderem ihren damaligen Chef als „Arbeitgeber“, nicht als „Auftraggeber“ bezeichnet. Die Staatsanwaltschaft Bochum erhob Anklage. Die Firma ging pleite. Nun muss das Gericht entscheiden, ob die Interviewer wirklich Angestellte waren und ihr Arbeitgeber hätte Abgaben zahlen müssen. Weitere Zeugen, darunter ein Finanzprüfer, sollen Klarheit schaffen.