Witten. .

Die heftige Grippewelle bringt Krankenhäuser und Arztpraxen auch in Witten an ihre Grenzen.

„In der letzten Woche ist die Situation eskaliert“, sagt der Wittener Ärztesprecher Dr. Frank Koch. In der Inneren Medizin des Marien-Hospitals liegen 20 Prozent mehr Patienten als im Vorjahr, viele von ihnen Grippepatienten, in der Kinder- und Jugendklinik sind es sogar über 30 Prozent mehr. Hoch sei auch die Zahl der Patienten mit gefährlicher Lungenentzündung.

Doppelt so viele Fälle registriert

Auch interessant

Das Kreisgesundheitsamt registrierte doppelt so viele nachgewiesene Influenza-Fälle wie in der Woche zuvor, sagt Fachbereichsleiter Hans-Joachim Boschek. 15 seien im Labor positiv getestet worden. Doch das sei nur ein Bruchteil der Grippe-Erkrankten. Die tatsächliche Zahl liege wohl hundert Mal höher, so der Experte. Denn die Ärzte nähmen vernünftigerweise nur in Ausnahmefällen einen Abstrich und konzentrierten sich auf die Therapie der Patienten. Die Situation in den Kliniken des Kreises sei sehr angespannt. Es komme auch zu schweren Komplikationen der Grippe: „Wir wissen von einer Handvoll Fällen, die auf Intensivstationen behandelt werden müssen“, so Boschek. Pro Jahr würden 8000 bis 10 000 Menschen an Influenza sterben.

Deutschlandweit seien seit dem Spätherbst schon mehr als 20 000 Grippe-Fälle nachgewiesen worden, so das Robert-Koch-Institut. Damit sei die aktuelle Influenza-Welle eine der schlimmsten der letzten zehn Jahre.

Grippe-Impfung noch möglich

Anders als bei einem grippalen Infekt, fühle man sich bei der echten Grippe plötzlich sehr krank und habe hohes Fieber, erklärt Dr. Frank Koch, Sprecher der ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten. Vor allem Anfang der letzten Woche seien die Praxen rappelvoll gewesen. Aber auch er schätzt die Dunkelziffer noch deutlich höher: „Wären wir auf die Bahnhofstraße gegangen und hätten Abstriche genommen, wären wir sicher fündig geworden“, sagt der Mediziner.

Zu einer Grippe-Impfung rät Koch immer noch grundsätzlich allen, die bereits krank seien oder viel Kontakt zu Menschen hätten, zu diesem Zeitpunkt aber nur noch Hochrisikopatienten. Denn der Scheitel der Grippewelle sei erreicht, meint auch Hans-Joachim Boschek vom Kreisgesundheitsamt.

So lange aber müssen viele Unternehmen mit hohen Ausfallraten kämpfen. Auch in der Stadtverwaltung habe sich die Grippe bemerkbar gemacht, sagt Sprecherin Lena Kücük. So habe die Bürgerberatung noch immer mit schwacher Besetzung zu kämpfen. Voll ausgelastet ist hingegen das Evangelische Krankenhaus – aber mit Patienten. Es gebe auch Grippefälle, aber die Influenza fülle die Zimmer nur bedingt, sagt Sprecher Jens-Martin Gorny. Das Krankenhaus behandele momentan viele Menschen, die das Noro-Virus niedergestreckt hat.