Große Platten heben sich und bilden Stolperfallen ausgerechnet auf dem neuen Stück Annenstraße.Für die Stadt ist es ein Frostschaden wie an anderen Stellen auch. Die Baufirma habe nicht geschlampt.

Der Frost arbeitet im Boden. Fast überall im Stadtgebiet gibt es Stellen, an denen er das Pflaster hochdrückt. Fußgängerwege werden zu Wackelpisten. An der Oberstraße (wie berichtet), an der Widey­straße, an der Beethovenstraße und anderswo warnen rot-weiße Baaken. Während die Bürgersteige dort bei Dauerfrost schon „klassische“ Stolperstrecken sind, wundern sich Annener jetzt über das Buckelpflaster auf Teilen der Annenstraße – die wurde gerade neu runderneuert.

Unsere Redaktion hat nachgemessen: Fingerdick – gut 1,5 cm – stehen auf dem neuen Bürgersteig Platten hoch. Betroffen sind vorrangig die großen Platten (40 cm), kaum die kleinen (20 cm), die dort verlegt wurden. Das Problem ist nicht flächendeckend, auf der Nordseite sieht’s deutlich schlimmer aus. Massiv betroffen sind dort die ersten 100 Meter Bürgersteig vom Centrovital in Richtung Real.

Charlotte Lange tastet sich dort vorsichtig mit ihrem Stock voran. „Ich passe auf jede große Platte auf, ich falle so schnell“, sagt die Annenerin (90), die sich den Weg gar nicht antun würde, wenn sie nicht zum Einkaufen raus müsste. Die großen Platten seien gefährlicher als die kleinen, hat sie festgestellt.

„Ich komme mir vor wie auf einer Berg- und Talbahn“, sagt eine andere Annenerin (72), die mit dem Rollator unterwegs ist. „Für mich ist das hier ‘ne Ratterei, und man bleibt ewig stecken!“ Sie kommt vom Centro Vital: „Da unten musste ich meinen Wagen ein paarmal hochheben.“ Das tun Rollator-Gänger sonst nur am Bordstein.

Dass gerade vorm Gesundheitszentrum die schlimmsten Schäden auftreten, ist für die Betreiber und Klienten besonders misslich. Mehrere Orthopäden arbeiten im Haus. Menschen mit eingeschränkter Mobilität geben sich dort die Klinke in die Hand. „Mit dem Rolli braucht man richtig Kraft, um über die Kanten zu kommen“, sagt eine Rollstuhlfahrerin (63), die vor der Tür wartet. Sie ist froh, dass sie per Taxi abgeholt wird. Biologin Dr. Vera van Kampen (46) ist nach einem Sportunfall auf Krücken angewiesen. Ihre Meinung zu der Buckelpiste: „Wenn das bei mir zu Hause neu gemacht worden wäre, hätte ich das sofort bei der Firma reklamiert. Die hätten das austauschen müssen.“

Das Tiefbauamt bleibt vorerst bei der Einschätzung, dass es sich um einen allgemeinen Frostschaden und um kein spezielles Problem der neuen Annenstraße handele. „Es kommt nicht auf alte oder neue Straße an, so Stadt-Sprecherin Lena Kücük, „sondern auf das Erdreich darunter.“ Im letzten Herbst sei offenbar sehr viel Wasser in den Untergrund eingedrungen. Wenn sich die Feuchtigkeit anstaue, könnten Frostschäden auch an neuen Straßen auftreten. Die Bauausführung in der Annenstraße sei nicht zu beanstanden gewesen. Die Probleme mit der Baufirma seien ander Art gewesen. Wie berichtet, hatte die Stadt über nicht eingehaltene Termine und zu wenig Personal auf der Baustelle geklagt.