Witten. . Händler Dominik Grütter macht Schließungs-Ankündigung nicht wahr, weil das gescheiterte Bürgerbegehren den Zeitplan durcheinander brachte.

Das Edeka-Geschäft von Dominik Grütter (44) an der Meesmannstraße hat weiter geöffnet, und Dieter Boele vom Bürgerkreis Herbede hat das schon längst geahnt: „Ich habe damals schon gedacht, dass die nicht zumachen.“

Damals - das war Mitte November 2011. Völlig überraschend hatte Dominik Grütter die Schließung seines Geschäftes zum Jahresende 2012 angekündigt. Edeka hatte dem Markt an der Meesmannstraße mit seinen rund 700 Quadratmetern Verkaufsfläche und nur wenigen Parkplätzen keine Zukunftschancen mehr gegeben.

Diese Schließungsankündigung war mit entscheidend dafür, dass der Rat das Moratorium kippte, welches eine Erschließung des brach liegenden Gerberviertels nebenan unterband. Die dortige städtische Fläche ist - wie berichtet - bis zum 31. Januar mit einem Mindestgebot von 1,25 Mio Euro ausgeschrieben, ein etwa 500 Quadratmeter großes Privatgrundstück mitten in dem Areal gehört nach Informationen unserer Zeitung bereits dem Investor, der auch schon Edeka-Märkte in Heven, Stockum und Bommern entwickelt hat.

Bürgerkreis: Fragwürdig

Der Bürgerkreis hat noch während des Moratoriums einen Grundstückspreis von 180 Euro pro Quadratmeter zugrunde gelegt, basierend auf „Boris plus NRW“, dem zentralen Informationssystem der Gutachterausschüsse und des Oberen Gutachterausschusses für Grundstückswerte über den Immobilienmarkt in NRW.

Boele: „Bei diesem Wert wäre auch eine andere Nutzung als Einzelhandel möglich gewesen. Ein Höchstgebot kann nicht das Primat der Stadtentwicklung sein. Man hat sich auf eine Entwicklung eingelassen, die nicht positiv ist. Es ist fragwürdig, wie die Verwaltung mit den Bürgern umgeht.“

Parkplatznot ist Riesenproblem

Dominik Grütter hat eine Broschüre „Herbede Gerberviertel 2013 - so könnte es werden“ aufgelegt und wirbt damit für einen größeren, hellen Frischemarkt im Gerberviertel mit Kunden-WC und Ruhezonen besonders für Ältere. Denen sieht Grütter sich verpflichtet: „Ich kann doch den älteren Kunden nicht sagen, wir stellen zum Jahresende die Versorgung ein.“

Ohne das Bürgerbegehren wäre sein Zeitplan aufgegangen, schätzt er, und der neue Frischemarkt wäre jetzt fertig. Dann hätte es mit der Schließung zum Jahresende genau gepasst. Dass er an der Meesmannstraße keine Zukunft hat, steht für Grütter fest. „Es rückt keine junge Kundschaft nach, weil es zu wenig Parkplätze hier gibt - ein Riesenproblem. Auch Leute, die bis in den Abend arbeiten, wollen anschließend noch einkaufen gehen. Die Kundschaft möchte heute einen Erlebnis-Einkauf, den kann ich in der Enge nicht anbieten.“