Witten. . In zehn Minuten wird Pfarrer Barkey zum Caspar. Eine knappe halbe Stunde besuchen Sternsingerdie Senioren im Pfarrheim St. Joseph. Dann sind über 200 Euro in der Spendendose.

An diesem Tag ziehen die Sternsinger mal nicht durch die Straßen, sondern nur eine Tür weiter: von der Annener St. Joseph-Kirche rüber ins Pfarrheim. Nach der Myrrhe-Messe, die Heilung und Stärke verheißt, warten dort die Senioren der Pfarrgemeinde auf Caspar, Melchior und Balthasar.

Pfarrer Friedrich Barkey, gerade noch im Messgewand, ist schon wieder in Zivil. „Ich muss eben die heilige Kreide holen“, ruft er und entschwindet kurz. In der Sakristei harren Lukas Nawrath (14) sowie Jeannette (18) und Wirginia (13) Kania derweil der Dinge, die da gleich auf sie zukommen. Denn der Pfarrer hat die Messdiener kurzerhand dazu auserkoren, ihn beim Auftritt im Pfarrheim zu begleiten.

Da ist Barkey auch schon wieder. Und während er selbst in sein Caspar-Kostüm schlüpft, erteilt er Anweisungen, wer welches Gewand zu tragen hat. Heute ist die Luxus-Version angesagt: Die Drei dürfen sich liturgische Kleider überstreifen. Lukas ist Melchior und trägt Rot. Jeannette bekommt als Balthasar den grünen, ihre Schwester als Sternträger den weißen Chormantel. Der Pfarrer leuchtet bunt und gelb, als wär er 1001 Nacht entsprungen.

Und weil Caspar der dunkelhäutige der drei Könige ist, muss jetzt Meta Schweig ran. Die 72-Jährige ist aktives Gemeindemitglied und vor allem des Pfarrers Hausdame. Mit schwarzer Theaterschminke verwandelt sie sein Gesicht in das eines Mohren. Fehlt nur noch der „Spickzettelstern“, wie Barkey ihn schmunzelnd nennt: der Stern also, den Wirginia trägt, und auf dem hinten all die Sprüche aufgeklebt sind, die die Waisen aus dem Morgenland während ihres Auftritts aufsagen müssen. Aber, sagt der Pfarrer, „nach zwei Straßen kann man’s auswendig“. Und er ja sowieso.

Kaum zehn Minuten hat das Umkleiden gedauert, dann eilt die Gruppe los. Nicht über Stock und Stein, sondern treppauf und -ab. „Das ist schwierig“, sagt Wirginia gerade noch und tritt schon auf ihr langes Gewand.

Im Pfarrheim haben Caritas-Mitarbeiterinnen derweil ehrenamtlich Kaffee ausgeschenkt und Kuchen serviert. Rund 40 Senioren aus dem Pastoralverbund Witten-Ost, zu dem die katholischen Gemeinden in Annen, Rüdinghausen und Stopckum gehören, lassen es sich gerade schmecken, als plötzlich ein Klingeln ertönt. „Wir kommen daher aus dem Morgenland“, intoniert Caspar, während weiter Kaffeetassen klappern. Und dann erzählt der verkleidete Pfarrer von Betlehem, das überall ist. Und vom Heil, das die Heiligen drei Könige den Menschen bringen sollen.

„Die Sternsinger, die gehören einfach dazu“, sagt Margot Riedel (79) hinterher und Franziska Swintek (82) nickt. Allerdings kennen die beiden Damen, die jede Woche die Altenstube in St. Joseph besuchen, den Brauch etwas anders – ohne Sternsinger. Denn sie stammen aus Oberschlesien. „Und da kam immer der Pfarrer mit den Ministranten zu Hause vorbei.“ Unverkleidet.

Gerade kommt hier der Pfarrer alias Caspar am Tisch vorbei, eine Dose in der Hand. Denn wo immer die Sternsinger auftauchen, wird für den guten Zweck gesammelt. Diesmal für Kinder in Tansania. „Vergelt’s Gott“, dankt Barkey für jede Spende. 202,42 Euro werden es zum Schluss sein.

Dann endlich kommt die heilige Kreide zum Einsatz. Denn der Segensspruch „C+M+B“ (Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus) darf nicht fehlen. Caspar malt ihn zwei Mal: über den Eingang und über die Tür der neuen Küche – „für Leib und Seele“.