Witten. .

In völliger Konzentration versunken sitzen vier Mönche über einer vorgezeichneten Skizze eines Mandalas.

In akribischer Kleinarbeit streuen sie jede Linie, jeden Punkt mit buntem Sand auf das vorgezeichnete Muster. Ein Akt, den Christoph Hübner mit seiner Frau Gabriele Voss in dem 70-minütigen Film „Mandala“ festgehalten haben.

Doch am Ende zeigt der Film das Unfassbare: Nach Tagen mühevoller Arbeit kehren die Mönche das gerade erst entstandene Kunstwerk wieder zusammen, um den Steinstaub anschließend in die Emscher zu streuen. Doch was aus Sicht der westlichen Kultur absolut ungewöhnlich erscheint, ist Bestandteil eines festen Rituals. Ein Ritual, in dem sich der Lauf des Werdens und Vergehens widerspiegelt. Aber auch, wenn uns dieser Film etwas lehrt, nämlich „wie die Mönche mit der Vergänglichkeit umgehen“, empfindet es Christoph Hübner als Geschenk, dass er mit seiner Arbeit etwas vom Geschehenen festhalten kann. Er selbst nennt seine Arbeit „filmische Geschichtsschreibung.“

Und nicht nur mit „Mandala“, auch mit anderen Projekten ist das dem Paar mehrfach gelungen: Fast 60 Filme sind bereits in der Reihe „EmscherSkizzen“ entstanden. Sie halten fest, was sich im Zuge der Renaturierung an der Emscher tut. Doch diesmal sollte nicht der „große Bogen geschlagen werden“. Stattdessen geben die Filme detaillierte Einblicke in die Veränderungen der Landschaft und in den Alltag der Menschen, die an der Emscher und mit ihr leben - eine Langzeitbeobachtung in vielen kleinen Episoden. Denn genau wie bei den ersten zwei Filmen des Fußballdreiteilers „Die Champions“ und „Halbzeit“, ist es genau die lange und beständige Beobachtung, die den Filmemacher interessiert. So zeigt die Trilogie die Geschichten hoffnungsvoller Fußballtalente vom Anfang bis - mit dem letzten Film des Dreiteilers „Nachspiel“ - Ende ihrer Karrieren.

Ein kurzer Blick auf ein einzelnes, spektakuläres Ereignis genügt Christoph Hübner nicht. „Das Davor und Danach ist mindestens genauso interessant.“ Und wer bei „EmscherSkizzen“ genau hinsieht, der entdeckt Orte, die es heute gar nicht mehr gibt. „Wir haben so ein kleines Denkmal gesetzt“, sagt der Filmemacher - für die Landschaft, aber auch für die Menschen, die in den einzelnen Filmen zur Sprache kommen.

Am Ende ist es aber immer die Veränderlichkeit der Dinge, die der Regisseur festhalten möchte. Dabei scheint er sich mit seiner Beharrlichkeit auch selbst in seinen Filmen widerzuspiegeln. Er schätze einfach den Begriff Achtsamkeit: „Genau hinschauen, Zeit nehmen, Aufmerksamkeit schenken und den Moment würdigen.“ Denn ebenso, wie für die Mönche nicht das Endprodukt, sondern die meditative Arbeit zähle, mache es auch ihm immer wieder Spaß, bei der Entstehung eines Films zuzusehen.