Witten. .
Rund 150 Wittener feiern Heiligabend Geburtstag. Wir sprachen mit zwei Christkindern.
Sie haben zwar nicht im Stall zu Betlehem das Licht der Welt erblickt. Es war auch keine Krippe. Die eine kam im Wittener Diakonissen-Krankenhaus zur Welt, der andere im Marien-Hospital. Doch eins haben sie trotzdem mit Jesus von Nazareth gemeinsam. Sie dürfen sich Christkinder nennen: geboren am 24. Dezember.
Ist das nun eine Strafe oder ein Geschenk, wenn Geburtstag und Weihnachten auf einen Tag fallen? Vielleicht ja von beidem ein bisschen. Luca Maximilian, der Heiligabend elf wird, freut sich jedenfalls über den doppelten Anlass für Geschenke. Manchmal, gesteht der Fünftklässler vom Ruhr-Gymnasium, habe er schon ein wenig den Überblick verloren. „Dann habe ich so viel auf einmal gekriegt, dass ich gar nicht alles gleich ausprobieren konnte.“ Wobei die Eltern durchaus die Kirche im Dorf lassen. „Es gibt zwei große Sachen. Einmal was zum Geburtstag, einmal zu Weihnachten.“ Also einmal morgens und einmal abends.
Nein, geplant war kein Geburtstermin unterm Tannenbaum. Im Falle von Luca Maximilian handelte es sich um einen „Notfall-Kaiserschnitt“, sagt seine Mutter Katja Ingrisch (43). „Eigentlich sollte er erst am 12. Januar kommen.“ Auch Bettina Herberg-Liedtke, die Heiligabend 55 wird, konnte es nicht abwarten. „Es hätte wohl ein, zwei Wochen später sein sollen.“
Nun, wenn man schon so groß ist wie die Minijobberin aus Annen, spielen die Geschenke wohl nicht mehr die Hauptrolle an diesem doppelten Feiertag. „Mein Mann und ich, wir schenken uns zusammen was Schönes“, sagt Bettina Herberg-Liedtke. Auch ihre beiden Geschwister hätten im Dezember Geburtstag, weshalb sie aus ihrem Heilig-Abend-Jubeltag nicht so etwas Besonderes machen mag. Ging ihr Geburtstag wegen Weihnachten vielleicht ein wenig unter? Nein, das könne man auch nicht sagen. Im „mittleren Alter“ habe sie beispielsweise Freunde und Verwandte zu einem zweiten Frühstück eingeladen.
Luca-Maximilian, unser frisch gebackener Elfjähriger, wird mit seinen Freunden irgendwann im Januar nachfeiern. „Das arme Kind“ hätten viele nach der Geburt am 24. gesagt, erinnert sich seine Mutter. Ihr Junge ist da ganz anderer Ansicht: „Als Kind zumindest findet er es noch toll.“ Katja Ingrisch: „Und als er noch klein war, war er völlig überfordert mit der Flut von Geschenken.“ Da konnte es passieren, dass Luca-Maximilian schon morgens um fünf durchs Haus geisterte.Wobei, das dürften alle Eltern bestätigen: Das geht auch anderen Kindern Heiligabend so, selbst wenn sie erst im Sommer Geburtstag haben... Inzwischen entspanne sich die Situation. Die Patentante und ein paar enge Freunde kommen zum Frühstück mit Geburtstagsgeschenken, gehen aber wieder mittags. Und ab 18 Uhr ist dann Weihnachten.
Am ersten Feiertag geht Luca Maximilian mit seinem Opa in die Kirche. Das tut Bettina Herberg-Liedtke schon heute an. Besonders gläubig sind beide wegen ihres außergewöhnlichen Geburtstermins übrigens nicht.Wobei sie eins immer wieder zu hören bekommen: „Oh, noch ein Christkind.“