Einige Wittener bekommen das neue Heimat-Kennzeichen zum Fest geschenkt.Am letzten Öffnungstag in diesem Jahr gab’s Schlangen in der Zulassungsstelle.

Eigentlich hätte Reinhold Rüsing noch eine große Schleife um den silbernen Volvo binden können. Denn mit dem neuen Kennzeichen WIT GR 987 wollte er Ehefrau Gabi (51) beim Abholen von der Arbeit in einem Wittener Baumarkt überraschen.

„Ich bin gespannt, wie sie reagiert“, sagt der 52-Jährige, der im selben Baumarkt beschäftigt ist, morgens in der Zulassungsstelle mit diebischer Vorfreude. Über seinen Besuch dort ist sie nicht eingeweiht. Vor drei Jahren ist der Dortmunder mit seiner Frau nach Witten gezogen – ihre eigentliche Heimatstadt. Interesse am Kennzeichen WIT hatte sie seit der Freigabe Mitte November wiederholt bekundet. Die Neuanschaffung, die bei ihnen mit 80 Euro zu Buche schlägt, war eigentlich erst fürs nächste Jahr vorgesehen. Jetzt legt sie der Gentleman aus der Westfalenmetropole seiner Wittenerin auf den Gabentisch, wenn auch aus praktischen Erwägungen mit ein paar Tagen Vorlauf.

Am 2. Januar wieder geöffnet

Malcolm Broadie (22) gehört zu denen, die sich sich das WIT-Kennzeichen kurz vor Heiligabend „selbst geschenkt“ haben. „Ich bin Wittener und finde, Witten gehört nicht zum EN-Kreis“, sagt er unverblümt. „Mit Hattingen, Schwelm und Breckerfeld kann ich mich nicht identifizieren. Ich finde, die haben nichts mit Witten zu tun.“ Mit seinem Antrag auf WIT M 11 für seinen Mercedes reiht sich der junge Mann brav in die Schlange vor der Infotheke ein, die am letzten Öffnungstag der Zulassungsstelle in diesem Jahr (weiter geht’s am Mittwoch, 2. Januar) bis zur Eingangstüre reicht.

Für den zu dieser Jahreszeit großen Zulauf macht Nebenstellen-Leiter Michael Gehring aber nicht allein das Kennzeichen WIT verantwortlich. Kurz vor Jahresschluss müssten einige Händler auch noch die Zulassungszahlen erfüllen, die ihnen von den Herstellern vorgegeben werden. Außerdem lohnt es sich, mit Blick auf die Emissionsklassen das eine oder andere Auto noch schnell anzumelden, für dessen Zulassung ab 2013 eine Ausnahmegenehmigung erforderlich wird.

Mehr als 90 Prozent wollen WIT

Klingt das WIT-Fieber etwa schon ab? Keineswegs, so Gehring. Nur die große Welle der Ummeldungen ist vorüber - der Kunden, die es nicht abwarten konnten, das WIT an ihre altes Auto zu schrauben. „Wenn hier ein Auto auf einen Wittener Fahrer neu zugelassen wird, haben über 90 Prozent ein WIT-Schild“, sagt Gehring. Der 45-Jährige ist Schwelmer, dem Kennzeichen WIT stand er selbst zu Anfang „wegen des Aufwands schon recht kritisch gegenüber“, räumt er ein. Das hat sich geändert – „dadurch, dass wir so viele glückliche und zufriedene Kunden haben“. Jetzt sagt Gehring: „Jedem Tierchen sein Pläsierchen – wer Witten haben will, soll es bekommen.“

Matthias Kirbis wartet geduldig mit 20 anderen vor der Nummernanzeige auf seinen Aufruf. Auch der Maschinenbau-Ingenieur gönnt sich das WIT MK für seinen Opel zu Weihnachten. „Im Freundeskreis haben auch schon einige gewechselt“, sagt er. Das Kennzeichen drückt für den 43-Jährigen „Heimat“ aus. Er ist froh, mit „Europas Nieten“ nichts mehr am Hut zu haben, „da wurde schon ab und zu gefrotzelt“.

In den Schilder-Läden hört man, dass bisher vor allem ältere Wittener das WIT-Schild (wieder)haben wollen. Vielleicht haben’s die nur eiliger. Sabine (46) und Dirk (47) Kawohl melden gerade den Audi ihres 19 Jahre alten Sohnes um - auch die Jugend findet Witten offenbar cool. Und die Eltern sind beim nächsten Wagen ebenfalls dabei. Dirk Kawohl: „Kann doch jeder sehen, wo wir herkommen.“