Witten. .

Nach dem Tod eines Linienrichters in Holland: Gewalt ist auf hiesigen Fußballplätzen auch kein Fremdwort.

Das fängt bei üblen Beleidigungen an. „Gerade im A- und B-Jugendbereich haben die verbalen Attacken gegen Schiedsrichter und Mitspieler extrem zugenommen“, hat Walter Klein festgestellt, Jugendleiter des TuS Heven. Beschimpfungen wie „Hurensohn“ oder „ich ... deine Mutter“ erreichten dabei teils „die unterste Sohle“. „Bei ausländischen Mitbürgern ist bei Spielen zu erleben, dass sie sich in ihrer Landessprache beschimpfen. Anschließend geht es über in Tätlichkeiten“, weiß der Jugendleiter. Anlass für unsere Umfrage war der Tod eines Linienrichters in Holland.

Im September habe es einen Fall gegeben, wo ein 18-Jähriger Hevener während einer Partie gegen Bochum einen Gegenspieler mit der Faust ins Gesicht geschlagen habe, weiß Klein. Nach dem Spiel seien sie noch mal aufeinander losgegangen, es habe Tumulte gegeben: „Wir haben den jungen Mann dann aus dem Verein ausgeschlossen.“ Aber das seien Einzelfälle, so Klein.

„Insgesamt gehen die Jugendlichen hilfsbereit miteinander um, zeigen Respekt vor Trainern. Übrigens auch vor Lehrern“, meint der 60-Jährige, der selbst Sport und Englisch an der Hardenstein-Gesamtschule unterrichtet. Überdies werde bei den einmal im Monat in Heven stattfindenden Jugendtrainersitzungen darauf hingewiesen, dass Tätigkeiten gegen Schiedsrichter oder Mitspieler sofort mit Vereinsausschluss geahndet würden. „Denn mehr als Siege und Punkte zählt bei uns die Förderung der sozialen Komponente“, unterstreicht Klein.

„Verbale oder körperliche Attacken haben wir innerhalb des Vereins nicht feststellen können“, sagt Achim Zobel. Der 42-jährige Polizist war vier Jahre lang Geschäftsführer des SV Bommern 05. „Bommern ist allerdings auch ein Ortsteil, wo nicht so viele Leute aus sozialen Brennpunkten kommen“, meint er. Wer sich aggressiv verhalte, werde erst gar nicht in den Verein aufgenommen. Oder, wenn sich das Verhalten nach einem intensiven Gespräch mit den Klubverantwortlichen nicht ändere, werde ihm „nahe gelegt, den Verein zu verlassen“.

Als damaliger Geschäftsführer des FC Witten 92 habe er im Jahr 2005 erlebt, wie ein auf dem Boden liegender gegnerischer Spieler des VfB Witten 30 mit dem Schuh ins Genick getreten worden sei, erinnert sich Achim Zobel. Und: „Wir waren geschockt, dass es so was in Witten gibt“. Die Schuldigen, „zwei Brüder aus dem Kosovo, wurden damals des Vereins verwiesen. Reue haben sie nicht gezeigt. Sie haben den Geschädigten sogar im Krankenhaus besucht und Geld angeboten, damit er die Anzeige zurückzieht.“

„Je höher die Spielklasse, desto leichter ist es für Trainer, Jugendliche zu disziplinieren“, hat Christel Schmitt festgestellt. Die 66-Jährige war rund 20 Jahre in der Jugendleitung des FSV Witten tätig. Schmitt: „Für solche Spieler ist es viel schlimmer, aus der Mannschaft ausgeschlossen zu werden als für solche, die meinen: Dann mach’ ich morgen eben was anderes.“