Witten. .

Was soll das ganze Theater? Diese Frage stellt man sich vermutlich unzählige Male. Bei „Nachtasyl“ ist die Antwort allerdings klar: Mit diesem kreativen Theaterspektakel sollen eine Nacht lang leerstehende Ladenlokale belebt werden.

Am Samstag, 8. Dezember ist es wieder so weit: Bereits zum dritten Mal holt die Wittener Kulturinitiative „Stellwerk“ bundesweit freie Theaterensembles und Schauspielstudenten zusammen, um die Innenstadt in ein improvisiertes Schauspielhaus zu verwandeln. Wahrscheinlich sehr zur Freude des Publikums, das entspannt zu einem der sechs Aufführungsorte bummeln kann. Denn jedes der 30 bis 45 Minuten langen Stücke wird am jeweiligen Ort zweimal gespielt. Wer’s clever anstellt, könnte also bis 22 Uhr tatsächlich jedes Stück sehen.

Los geht’s mit dem Kartenverkauf an jenem Samstag ab 17.30 am Brunnen an der Wiesenstraße. Im Preis von zehn Euro (ermäßigt acht Euro) für das gesamte Spektakel sind auch „wärmende Wegbegleiter“, so Philip Asshauer vom Stellwerk, enthalten. Das sind Becher mit Glühwein oder Kinderpunsch, die immer wieder nachgefüllt werden können.

Denn schließlich könnte es ja beim Bummel durch die Nacht von Ort zu Ort kalt werden. Als erste Stücke werden „Kindsmord“ im Ladenlokal an der Berliner Straße 10 (Westfälisches Landestheater, 17.30/20.45 Uhr) und „Original Gercek“ in der Warenanlieferung der Stadtgalerie (Ensemble Freie Radikale Bochum, 17.30/20 Uhr) aufgeführt. Weitere Stücke, unter anderem gespielt vom Bochumer Theater Rottstr.5, dem Freien Ensemble Witten oder Studierenden der Folkwang-Hochschule Essen führen ins Celestian-Gebäude am Rathausplatz oder ins ehemalige Café Leye. „Im Schnitt sind die Aufführungsorte 200 Quadratmeter groß, um möglichst vielen Besuchern Platz zu bieten“, erklärt Waldemar Riedel vom Stellwerk.

Zu finden sind sie mühelos: Nicht nur durch den Faltplan mit Ort, Stück und Uhrzeit, den jeder Besucher erhält, sondern auch durch große farbige Nadeln, die vor den einzelnen Spielorten aufgestellt werden. Damit die Theaterfans nicht aus der Stimmung kommen, werden sie auf dem Weg von Straßenmusikern und Live-Performance-Künstlern begleitet.

Dann gibt es noch eine weitere Alternative an einem siebten Spielort: Im einstigen Sanitätshaus Drühe an der Wiesenstraße wird über den gesamten Abend durchlaufend das Ein-Personenstück „Ich habe Ihnen nie einen Rosengarten versprochen“ (Regie: Rahel Gloria Spöhrer) aufgeführt. Die Handlung schöpft mitten aus dem Wittener Leben, Besucher schauen von draußen zu. Aber ab Sonntag können sie schon durch ein kleines Loch in der verklebten Scheibe erste Eindrücke erhalten.