Witten. . Die Arbeit des Suchdienstes hat sich verändert. Heute suchen Angehörige in der Regel ehemalige Nachbarn aus dem Osten oder Menschen aus Krisenregionen. Bei Kriegsvermissten kann der Dienst oft nur noch Gewissheit schaffen, wo Angehörige gestorben sind.

Vermisste Angehörige, die nach dem Zweiten Weltkrieg nie nach Hause zurückgekehrt sind, Freunde und ehemalige Nachbarn, die sich als Spätaussiedler in Deutschland nicht wiederfinden können, Verwandte, die in einer Krisenregion im Ausland leben und nicht mehr erreichbar sind: Die Gründe, weshalb Menschen einander suchen, sind ebenso vielfältig wie die Umstände, die sie trennten. Der Suchdienst des Roten Kreuzes bietet in diesen Situationen seine Hilfe an.

Seit dem Ersten Weltkrieg besteht dieser Dienst der Hilfsorganisation bereits. Auch die Mitarbeiter in Witten bieten ihre Hilfe an, um Familien und Freunde wieder zusammenzuführen. Doch in den letzten Jahren ging die Anzahl der Suchaufträge stark zurück. „Früher hatten wir mehrere Anfragen im Monat. Aber seit etwa drei, vier Jahren wurden es immer weniger“, sagt Marcus Richter, der ehrenamtlich das so genannte Kreisauskunftsbüro leitet. Seit Januar blieben die Anfragen dort sogar komplett aus.

„Bei vielen ist es möglicherweise so, dass sie jetzt zuhause über das Internet suchen und nicht den Weg zu uns gefunden haben“, meint der 35-Jährige. Um auf die Hilfe des Suchdienstes aufmerksam zu machen, veranstaltete das Rote Kreuz in Witten am Samstag einen Aktionstag. Mit Informationsbroschüren und in persönlichen Gesprächen erklärten sie ihre Arbeit und gingen auch fünf konkreten Anfragen nach, die von Besuchern aufgegeben wurden.

Zu den Hilfesuchenden gehörten dabei vor allem Menschen im Rentenalter. Einzelne warten schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten auf eine Nachricht von Angehörigen oder Freunden.

Wenigstens erfahren, wo die Angehörigen begraben sind

Ein älterer Herr etwa vermisst bis heute seine Großeltern, die in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschwanden. Auf ein Lebenszeichen darf er nach so langer Zeit nicht mehr hoffen. „Aber viele Menschen würden gerne wissen, unter welchen Umständen ihre Angehörigen verstorben sind und wo sie begraben wurden“, weiß Marcus Richter. Für sie sei es eine Erleichterung, wenn sie endlich Gewissheit bekämen, was passiert ist.

Zudem könne man heute viele Fälle von früher leichter aufklären. Denn das Rote Kreuz habe – von den Zentralen in München und Hamburg aus, an die die einzelnen Anträge weitergeleitet werden – mittlerweile einen besseren Zugriff auf die Datenbestände aus dem Ausland. Gerade Suchanfragen, die die ehemalige Sowjetunion beträfen, könnten heute oft erfolgreich abgeschlossen werden.