Witten..
Die Umstellung auf das Digitalfunk-Zeitalter läuft bei der Wittener Feuerwehr auf Hochtouren.
Erste Mitarbeiter werden schon auf die neue Technik geschult, die notwendigen Masten für das Digital-Netz stehen. Im November soll es getestet werden – jetzt fehlen nur noch die neuen Funkgeräte.
Seit fünf Jahren wartet man bei der Feuerwehrwache an der Dortmunder Straße auf die neue Technik für die 45 rot-weißen Fahrzeuge. Zuständigkeitschaos zwischen Bund und Ländern hatte dem Projekt lange einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nun geht es voran. Und die Umstellung weg von den teils 25 Jahre alten Analog-Geräten scheint bitter nötig.
„Die digitale Technik kann nicht mehr so einfach abgehört werden, weil die Übertragung verschlüsselt ist“, erklärt Björn Krutwig (43), Sachbearbeiter in der Abteilung Technik der Feuerwehr. Es habe sogar Fälle gegeben, in denen Journalisten eher am Einsatzort waren als die Lebensretter. Ein weiterer Vorteil: Das Signal soll nicht mehr einfach durch Funklöcher ausfallen.
Neue Geräte kosten 400 000 Euro
Die Start des digitalen Funkverkehrs ist für 2013 geplant. Die Stadt, die die neuen Sprechgeräte zahlen muss, rechnet mit Kosten von rund 400 000 Euro. Welche Geräte im nächsten Jahr in den Löschfahrzeugen, Rüstwagen und Drehleitern eingebaut sein werden, ist noch unklar. Die Ausschreibung startet in den nächsten Wochen.
Trotzdem bereiten sich die Einsatzzentralen schon jetzt intensiv auf die Umrüstung vor. „Wir müssen feststellen, wie viele Funkgeräte benötigt und wie die Fahrzeuge umgebaut werden“, erklärt Frank Schacht (46), Leiter der Feuerwehr-Leitstelle Schwelm. Von dort werden alle Einsätze koordiniert.
Auch für die ersten Sprechfunker beginnt gerade die heiße Phase, unter ihnen etwa Einsatzleiter, die am Brandort Kontakt zum Löschtrupp halten. Die Wittener Feuerwehr hat deshalb vier digitale Funkgeräte zum Üben besorgt. „Wir bilden unsere Feuerwehrleute schon jetzt damit aus, damit sie sich frühzeitig mit der neuen Bedienungsweise vertraut machen“, sagt Technik-Experte Björn Krutwig.
Trotz der Umstellung soll auch die analoge Schulung noch nicht zu kurz kommen. Nicht alle Städte seien gleichzeitig auf einem technischen Stand, sagt Leitstellen-Leiter Frank Schacht. „Dann müssen wir uns ja trotzdem noch verständigen.“ Mitte November sollen Messfahrzeuge erstmals feststellen, wie gut die Qualität des neuen Funknetzes in Witten und Umgebung ist. Denn ohne funktionierendes Netz blieben die neuen Funkgeräte an der Dortmunder Straße stumm.
Die Feuerwehrautos werden digital aufgerüstet – Notärzte, Rettungsdienst und freiwillige Feuerwehr in Witten sind es schon: 520 Lebensretter sind ausgerüstet mit modernen Meldeempfängern, die dann tönen, wenn ein Einsatz ansteht. Die Alarmierung soll so sicherer werden.
Die kleinen Geräte können ihrem Träger sofort anzeigen, was passiert ist und wo der Einsatzort ist. Dazu sind im gesamten EN-Kreis 27 Stationen aufgebaut, die die digitalen Signale aus der Einsatzleitstelle weiterleiten – das Herzstück des neuen Alarmierungssystems. „Früher hatten wir über ein Netz gleichzeitig gesprochen und Kräfte alarmiert“, erklärt Frank Schacht, Leiter der Einsatz-Leitstelle in Schwelm. Nun gibt es das separate. „Sein Vorteil ist, dass es zuverlässiger und weniger störanfällig ist, als das alte.“ Die Meldeempfänger und das neue Funknetz haben sich der Kreis und die Städte 1,8 Mio Euro kosten lassen.
Im Zuge der Umrüstung sind auch die 71 Feuerwehrsirenen im EN-Kreis mit digitaler Technik ausgerüstet worden. So können sie zentral angesteuert werden. Bei Großeinsätzen werden die freiwilligen Feuerwehrleute zusätzlich über dreimaliges Sirenengeheul alarmiert – außer in Witten. Hier sind die Überbleibsel aus Zeiten des Kalten Krieges nicht mehr im Einsatz.
In den ländlicheren Städten des EN-Kreises sei die Gefahr von Funklöchern größer als in städtischen, erklärt Frank Schacht. „Der Einsatz der Sirenen ist dort eine Art zusätzliche Sicherheit.“ Dass Witten keine mehr verwendet, sei aber kein Sicherheitsrisiko. „Die Deckung des Funks ist so gut, dass man auf Sirenen nicht mehr angewiesen ist.“ Die neue, digitale Alarmierungstechnik habe sich in Witten schon in seiner Frühphase bewährt. Dennis Sohner