Witten. . Aino Laberenz unterhielt sich mit den Studierenden über das Projekt, das ihr verstorbener Mann, der Regisseur Christoph Schlingensief, ins Leben rief: ein Operndorf in Afrika.
Der Stuhl, auf dem Aino Laberenz sitzt, wirkt ein bisschen zu groß für die zierliche Frau. Vielleicht liegt das aber auch nur am Schicksalsschlag, den man unmittelbar mit ihr verbindet: Vor zwei Jahren starb Ehemann Christoph Schlingensief an Krebs. Den Verlust lässt sie sich bei ihrem Besuch an der Uni Witten/Herdecke nicht anmerken.
Die Gesprächsrunde mit rund 20 Studierenden, die anlässlich des Films „Knistern der Zeit“ in der Aula stattfindet, dreht sich um die Zukunft des Operndorfes Burkina Faso. Den einstigen Lebenstraum des Oberhausener Regisseurs führt Laberenz fort. Im August war bekannt geworden, dass die Fakultät für Zahnmedizin Schlingensiefs Projekt unterstützen wird.
Einige der jungen Leute waren selbst schon in Afrika, nicht immer seien sie mit den dortigen Hilfsprojekten zufrieden gewesen. „Wir dürfen in Afrika nicht mit unseren Maßstäben messen und den Kontinent nicht nur auf Armut reduzieren“, meint auch die 32-Jährige Geschäftsführerin und Bauleiterin des Operndorfes. Die Helferperspektive des allwissenden Weißen käme nicht gut an.
Der Lebenstraum Schlingensiefs ist zu ihrem eigenen geworden. „Christoph hat nur einige Wände gesehen. Heute stehen 16 Gebäude und 100 Kinder besuchen die Schule“, berichtet die gebürtige Finnin stolz. Die hohe Verantwortung zwinge sie zur Vorsicht. „Wir verstehen die Regeln der Menschen dort einfach nicht“, erklärt Aino Laberenz. Deswegen wolle sie, dass Lehrer der Schule und Ärzte für die künftige Krankenstation möglichst aus dem Land selber kommen und nicht aus Europa. „Außerdem ist es Christophs und mein Wunsch, dass sich das Dorf verselbstständigt.“