Witten. . Umbau der alten Scheune schafft mehr Platz für Wohnraum und Kultur.

„Glückwunsch zum gelungenen Riesen-Projekt.“ Den Satz hören Magdalena Gleitz und Werner Körsgen am Tag der Einweihung bestimmt hundert Mal. Und sie hören ihn gern. Die Leiterin der Wohn- und Lebensgemeinschaft im Christopherus-Haus und ihr Stellvertreter sind glücklich, das die alte Scheune auf dem Christopherus-Hof endlich neuen Raum bietet. „Lindenhaus“ heißt das Gebäude jetzt – wie alle Häuser der Anlage trägt es einen Baumnamen.

16 Monate dauerte der Umbau des 100 Jahre alten, denkmalgeschützen Gemäuers aus Sandstein, in das schon Tausende gesteckt wurden, um es vor dem Verfall zu retten. 2008 ermöglichte die Spende einer Bochumer Unternehmerin über 2,5 Mio Euro die komplette Renovierung. Stiftungen und Förderverein „peppten“ die Summe auf 3,5 Mio auf, so Werner Körsgen (59). Und ermöglichen dem Christopherus-Haus, nicht mehr nur Einrichtung zu sein, sondern zum Gemeinwesen beizutragen – „unserem erklärten Ziel“.

Denn einige der hellen Zimmer des 1800 m² großen ehemaligen Scheunen- und Stallbereichs dienen jetzt als Wohnräume. „Wir sind dabei, bisherige Standardgruppen aufzulösen“, erklärt Körsgen. „Denn früh geförderte Menschen mit Behinderung werden anspruchsvoller. Sie wollen als Paar oder alleine wohnen.“ Wie zum Beispiel Ute. Die 51-Jährige zieht bald in eines der Appartements im Erdgeschoss und freut sich: „Das ist sehr schön geworden.“

Aber auch Leute, die keine Betreuung benötigen, vielleicht gar nichts mit der Einrichtung zu tun haben, werden hier wohnen. Das können ehemalige Mitarbeiter sein. Oder etwa der 35-jährige Professor der Uni Witten/Herdecke, der sich bereits eingemietet hat. Im ersten Stock befindet sich die „Praktikantensuite“ – hier leben Menschen aus Lettland, Bulgarien, Frankreich, die auf dem Hof ihr freiwilliges soziales Jahr absolvieren. „Auch Studenten können hier rein“, sagt Körsgen, der selbst seit 25 Jahren mit seiner Familie im „Pferdestall“ residiert. Insgesamt leben derzeit 110 junge und alte Menschen auf dem Hof, davon 70 betreute Bewohner.

Neben dem Wohnraum gibt es ausreichend Platz für eine Tagesbetreuung, ein Musiktherapiezimmer, ein Pflegebad, eine kleine Werkstatt, eine Küche und einen großen Seminar- und Kulturbereich. Ein Café soll entstehen. Und im Saal werden ausgesuchte Veranstaltungen über die Bühne gehen. „Wir sind christlich-anthroposophisch orientiert“, sagt Körsgen, „aber wir sind für alle offen“.

Außer der Bochumer Spenderin unterstützen die Stiftung Wohlfahrtspflege und die Aktion Mensch sowie der Elternverein Christopherus-Lebensgemeinschaft und der Förderverein des Christopherus-Haus e.V. den Umbau. Ein Architekt aus Fulda setzte das ehrgeizige Vorhaben um.