Beim „Bürgerdialog“ der SPD mit Arbeitnehmern und Betriebsräten wurden die Rückkehr zur Rente mit 65, die Einschränkung von Leiharbeit, ein gesetzlicher Mindestlohn sowie der Abbau befristeter Arbeitsverhältnisse gefordert.
„Derzeit gibt es 20 000 Minijobs im EN-Kreis. Die Hälfte der Betroffenen hat mehrere Jobs. Minijobs fördern die Altersarmut“, kritisierte Wittens Bundestagskandidat Ralf Kapschack, der designierte Nachfolger von Christel Humme. „Wir müssen getroffene Fehlentscheidungen korrigieren“, forderte er. Insbesondere wolle die SPD die Themen Leiharbeit und Mindestlohn anpacken. Der neue IG-Metall-Geschäftsführer Mathias Hillbrandt sprach von einer „Rolle rückwärts“ bei der Agenda 2010.
Schon jetzt gebe es 300 000 Aufstocker in NRW, betonte Ralf Kapschack. Das sind Arbeitnehmer, die von ihrer Arbeit nicht leben können und auf deren schmalen Lohn das Arbeitsamt noch etwas drauf legt. Mit solch prekärer Beschäftigung müsse Schluss sein. „Die Rente mit 67 ist eine Rentenkürzung“, sagte Kapschack. So lange realistische Arbeitsangebote für über 60-jährige Arbeitnehmer fehlten, müsse die Regelung ausgesetzt werden. „Das wird nach der Bundestagswahl auch passieren“, gab er sich optimistisch.
Bei Conti-Schicht nur bis 60
„Bei Conti-Schicht kann man höchstens bis 60 arbeiten gehen“, gab ein Stahlwerker zu bedenken. Er selbst gehe demnächst mit 63 in Rente, habe mehr als 40 Jahre eingezahlt und müsse dennoch spürbare Abzüge bei der Rente hinnehmen. Das sei ein Skandal.
Man müsse weg von einer starren Altersgrenze. Wichtiger seien geleistete Arbeitsjahre und eingezahlte Rentenjahre, schlug Manfred Müller vor, ehemaliger Geschäftsführer der IG Metall Witten. Prekäre Beschäftigung für Jugendliche und Praktika für Akademiker seien kein Dauerzustand, kritisierte ein Zuhörer. Leiharbeit und deren unbegrenzte Dauer müssten verboten werden, ebenso die 400-Euro-Jobs und befristete Arbeitsverhältnisse, wurde gefordert.
Ralf Kapschack sprach sich dafür aus, Standards für Leiharbeit einzuführen, die eine spätere Übernahme und die Entlohnung regeln. „Für Leiharbeit muss der gleiche Lohn gezahlt werden und sie darf höchstens 24 Monate dauern“, forderten Redner. „Außerdem brauchen wir die unbefristete Übernahme von Auszubildenden, um jungen Leuten eine Perspektive zu geben“, betonte Manfred Müller.