Witten. .

Es ist das erste Mal, dass Schüler aus Witten jugendlichen Gästen aus Kursk ihre Recherchen über russische Zwangsarbeiter vorstellen. Dazu besuchen an diesem trüben Donnerstag alle gemeinsam das Mahnmal auf dem Annener Friedhof.

Acht Jungen und Mädchen der Holzkamp-Gesamtschule werden gleich oben vor den Gedenktafeln erzählen, was sie im Stadtarchiv herausgefunden haben. Ein wenig aufgeregt sind Sara, Jacqueline, Marie- Sophie, Marie-Lena, Vivienne, Svenja, Dennis und Georgij schon. Die 16- und 17-Jährigen schauen noch mal auf ihre Notizen. „Wer fängt an?“, fragt einer.

Georgij tritt als erster vor und referiert über die geschichtlichen Hintergründe. Es folgen Informationen über das Annener Gräberfeld und das Schicksal einer Russin, die einst nach Witten kam. Vera Filipowa, die Begleiterin der Kursk-Gruppe, die regelmäßig Austausche unterstützt, übersetzt, was die Elftklässler vortragen.

„Die Tatsache, dass die Schüler das machen, ist wichtig, nicht, dass wirklich jedes Detail stimmt“, erklärt Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Stadtarchivs. Sie versucht seit einiger Zeit mit dem Konzept „Jugendliche leiten Jugendliche“ junge Menschen für Geschichte zu interessieren, vor allem für das Thema Nationalsozialismus und Gedenken. „Die Jugendlichen erarbeiten Quellen, die sie dann Gästen im gleichen Alter vorstellen.“ Mit Besuchern aus Israel habe es schon mehrere solcher Veranstaltungen gegeben.

„Hervorragend“, findet Hans-Heinrich Bukow vom Freundeskreis Witten-Kursk das Engagement. „Das ist es doch, was wir wollen: dass einzelne Gruppen sich der Vergangenheit stellen – so wie wir in Kursk auch immer die Friedhöfe besuchen“, sagt der 77-Jährige.

Bevor die Schüler weiße Rosen an den Gedenktafeln niederlegen, erzählen Jacqueline und Sara, was sie bei ihren Nachforschungen mitgekriegt haben: dass ein Name auf den Tafeln fehlt – jener der kleinen Tanja, die nur neun Monate alt wurde. „Das hat uns so berührt, dass wir uns dafür einsetzen wollen, dass auch ihr Name auf den Stein kommt.“