Witten. . Das verfügbare Einkommen der Menschen in Städten und Kreisen mit einer hohen Beschäftigungsquote ist deutlich höher als in Orten mit vielen Erwerbslosen. Der EN-Kreis liegt mit einer Beschäftigungsquote von 52,4 Prozent und einem Einkommen von 23 005 Euro im oberen Mittelfeld.

Arbeitslosigkeit bleibt ein großes Armutsrisiko. Das verfügbare Einkommen der Menschen in Städten und Kreisen mit einer hohen Beschäftigungsquote ist deutlich höher als in Orten mit vielen Erwerbslosen. Der EN-Kreis insgesamt liegt mit einer Beschäftigungsquote von 52,4 Prozent und einem Einkommen von 23 005 Euro im oberen Mittelfeld. Ein großes Problem vor allem in Witten ist und bleibt aber die Kinderarmut.

Ganz weit vorne auf der Liste der wohlhabenden Städte ist der Kreis Olpe mit einer Erwerbsquote von 54,4 Prozent und verfügbarem Einkommen pro Einwohner von 24 771 Euro. Das Schlusslicht bildet Gelsenkirchen mit 44,4 Prozent Beschäftigung und 15 905 Euro Einkommen. Diese Zahlen hat NRW-Sozialminister Guntram Schneider veröffentlicht. Er fordert, dass sich die soziale Schere zwischen Reich und Arm nicht noch weiter öffnet.

Als arm gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. In NRW lag diese Grenze bei 815 Euro pro Monat pro Person, bei Familien (zwei Erwachsene, zwei Kinder unter 14) bei 1711 Euro. Die Zahlen des NRW-Arbeitsministeriums sind nicht für die Städte in den Kreisen aufgeschlüsselt. Hinweise auf die Situation in der Ruhrstadt gibt aber die Arbeitslosenquote. Sie lag im September bei 8,8 Prozent, das sind 4437 Wittener. 3299 von ihnen bekommen Hartz IV. Kosten für die Wohnung (wenn sie den Größenvorgaben entspricht) und die Heizung übernimmt dann die Jobagentur. Hinzu kommen 374 Euro pro Person zum Leben.

Wie viele Menschen nur sehr wenig Geld zur Verfügung haben, erleben auch die Mitarbeiter der Wittener Tafel jeden Tag: Rund 30 Wittener kommen zum Frühstücken zur Herbeder Straße, mehr als 60 zum Mittagessen und deutlich mehr zum Einkaufen im Tafel-Lädchen.

Einen traurigen zweiten Platz belegt Witten innerhalb des Kreises bei der Kinderarmut: Fast jedes fünfte Kind (19,9 Prozent) gilt hier als arm. 2412 unter 15-Jährige müssen von Hartz IV leben.

Die Probleme, mit denen Kinder in armen Familien klarkommen müssen, sind vielfältig, weiß Hermann Muss. Er ist Gesamteinrichtungsleiter des Kinder- und Jugendhauses Flex, das sich auch in Witten im Auftrag der Stadt um Familien in Schwierigkeiten kümmert. Die Problem fingen damit an, dass Kinder gemobbt würden, wenn sie keine Markenklamotten tragen, und gingen soweit, dass Familien kein Geld mehr fürs Essen haben. Flex habe ein Ampelsystem in der Familienhilfe, mit dem die Gefahrenlage für Kinder bewertet werde. In vielen Städten würden Familien, die Sozialleistungen bekommen, grundsätzlich auf Gelb gestellt, so Muss. Denn Armut sei ein großer Risikofaktor.