Witten..


Wenn Rainer Strutz die Klagen über den verschmutzten Bahnhof hört, kriegt er schnell „’n dicken Hals“. Er findet es ungerecht, wenn auf die Reinigungskräfte und die Bahn geschimpft wird. „Die Fahrgäste sind doch zum größten Teil selbst schuld.“

Der 65-Jährige ist nicht irgendwer. Rainer Strutz ist die hauptamtliche reguläre Reinigungskraft, die wie berichtet seit Wochen erkrankt ist. Der Bahnhof geriet zuletzt in die Schlagzeilen, weil er vier Tage lang nicht gereinigt worden war. Erst dann rückte wieder eine Ersatzputzkolonne an.

Panne hin, Panne her: Der Wittener, der seit zehn Jahren Halle und Bahnsteige säubert, schimpft vor allem auf die Raucher, die ihre Kippen wahllos auf den Boden schmeißen würden. Sie qualmten, obwohl im Wittener Hauptbahnhof ein Rauchverbot gelte und es deshalb auch keine Aschenbecher gebe. „Sie können laut sagen, dass das Rauchen verboten ist“, meint Strutz. Was er dann zu hören bekäme, seien oftmals wüste Beschimpfungen wie „Halt die Fresse“. Die Zigarettenstummel würden oft genug noch in die Ritzen hineingetreten - eine Quälerei für die Reinigungskraft.

Rainer Strutz ist auch auf andere Fahrgäste nicht gut zu sprechen, die ihren Müll nicht ordnungsgemäß entsorgen. „Die Halle sieht morgens aus wie Sau.“ Von Brötchentüten, Kaffeebechern oder Schokoladenpapier einmal abgesehen, ist auch Vandalismus im Spiel: Bierflaschen werden zerdeppert, Fahrkartenautomaten mit Graffiti beschmiert. „Um die schwarze Farbe wegzukriegen, musste ich sogar schon beim Management härtere Sachen anfordern“, sagt der Putzmann, der wegen eines Oberschenkelhalsbruchs für längere Zeit ausgefallen und gerade erst aus der Reha zurückgekehrt ist.

Er hat kein Verständnis für Menschen, die ihre Sachen einfach irgendwohin schmeißen. „Da wird nicht einmal aufgestanden, um etwas in den Papierkorb zu werfen, obwohl genug Mülleimer da sind“, sagt der Mann im Rentenalter. Allein auf Bahnsteig 1 zählt er über zehn Abfallbehälter. Rund 30 seien es im ganzen Bahnhof.

Strutz, der bei dem Essener Bahn-Subunternehmer CleanExpress angestellt ist, fegt und wischt normalerweise vier Stunden täglich. Weil er aber Wittener ist und ganz in der Nähe wohnt, sieht er sogar mehrmals am Tag nach dem Rechten. Wie gesagt: Derzeit ist er noch krank. Also nicht wundern, wenn mal wieder Müll herumliegt. Wobei die Bahn zugesagt hat, dass auch die Vertretung jetzt morgens kommt. Am Wochenende werden nur die Mülleimer geleert. Rainer Strutz: „Wenn zuviel rumliegt, fege ich auch die ganze Halle.“