Witten. .

„Do you speak Englisch?“ Sprechen Sie Englisch? Beim hundertjährigen Traditionsbetrieb Völker kann nicht jeder über die Frage lachen.

Seitdem der weltweit exportierende Pflegebetten-Hersteller von einem Mitbewerber, der US-Firma Hill-Rom, geschluckt wurde, wird Englisch immer wichtiger im Wullener Feld. In Gewerkschaftskreisen wurde darüber schon Unmut geäußert.

Völker-Mitarbeiter hatten bei einer Veranstaltung im DGB-Haus zum Thema „Psychische Belastungen am Arbeitsplatz“ geklagt, dass sie Englisch sprechen müssten. Das bereite vielen Probleme, weil sie die Sprache nicht oder kaum beherrschten. Was Stress am Arbeitsplatz bedeute. Sogar von Englisch als Umgangssprache ist die Rede.

Dem sei nicht so, beteuert die Geschäftsführung. „98 Prozent aller Gespräche werden in Deutsch geführt“, erklärt Jörg Waldeyer (43), zuständig für die Fertigung. Das bestätigt der Betriebsrat: „Hier reden alle deutsch miteinander. Die Englisch können, sprechen auch englisch untereinander, zum Beispiel bei Meetings“, so Belegschaftsvorsitzender Rolf Vieth (55).

Natürlich wurde bei Völker auch schon vor der Übernahme durch die Amerikaner englisch gesprochen. Das Unternehmen mit 240 Mitarbeitern in Witten und 120 in einem Werk bei Chemnitz exportiert seine Pflegebetten und Krankenhaus-Nachttische in über 40 Länder. „Und die Zukunft wird international sein“, bekräftigt Geschäftsführer Waldeyer. In der Europazentrale von Hill-Rom in Amsterdam werde nur englisch gesprochen. Der „Integrationsgeschäftsführer“ Mitch Tidman, der seit dem Kauf mit in Witten sitzt, ist Engländer, der Controller kommt aus den USA.

„Business as usual“ - normales Geschäft - könnte man angesichts der globalen Ausrichtung sagen. Warum dann aber der Unmut einiger Kollegen? Betriebsrat und Geschäftsführung wollen davon nichts wissen. Im Gegenteil: Die Resonanz sei positiv. Gemeint ist etwa der Sprachunterricht, der früher schon abends in der Freizeit angeboten wurde und nun während der Arbeitszeit.

Momentan, erklärt der Betriebsratsvorsitzende, werde Englisch nur von den Mitarbeitern im Export erwartet. Völker und Hill-Rom befänden sich aber in einer Umstrukturierungsphase, in der Sprachkenntnisse immer wichtiger werden. Rolf Vieth: „Die Leute werden Englisch können müssen.“

Die Geschäftsführung wünscht sich, dass ein Drittel der Wittener Belegschaft innerhalb von 18 Monaten fit in der Sprache wird. Normale Mitarbeiter in der Fertigung sollen nicht betroffen sein. Auch das wird betont: Alle fürs Personal wichtigen Informationen werden weiterhin ins Deutsche übersetzt. Immerhin: Auch in der telefonischen Warteschleife hört man zuerst die deutsche Ansage.