Witten. .
Kinder im Rollstuhl oder mit einer Sehbehinderung sollen bald flächendeckend am normalen Unterricht der Regelschulen teilnehmen. Der Plan der Landesregierung ist eine Mammutaufgabe für Witten: Einige Schulen sind nicht behindertengerecht ausgestattet. Die Stadt könnte das über Hunderttausend Euro kosten.
Ziel ist, körperlich behinderten Kindern Zugang zu allen Etagen zu ermöglichen. „Gerade die Hauptschulen haben noch Nachholbedarf“, stellt Schuldezernent Frank Schweppe fest. Auch an den Gesamtschulen sei das noch unzureichend der Fall. Dazu müssen etwa behindertengerechte Aufzüge eingebaut werden. Am besten aufgestellt sieht Schweppe das Albert-Martmöller-Gymnasium. „Rollstuhlfahrer erreichen hier alle Etagen.“
Einen Umbau aller Schulen schließt der Erste Beigeordnete aber aus. Das sei für die Stadt nicht finanzierbar. Auch die Vorsitzende des Jugendhilfe- und Schulausschusses, Lilo Dannert (Grüne), dämpft die Erwartungen. „Ziel ist, dass eine Schule jeder Schulform behindertengerecht ausgebaut wird.“ Laut Schweppe wäre das „finanziell noch zu stemmen“. Wie Kinder eine weiter entfernte Schule erreichen, ist noch offen. Die Rede ist von Fahrdiensten. Es ist eine von vielen Herausforderungen.
Umdenken der Lehrer nötig
„Wir brauchen auch Weiterbildungen für Lehrer, kleinere Lerngruppen und mehr Sonderpädagogen an den Schulen“, sagt Lilo Dannert, selbst Lehrerin. Damit auch alle behinderten Kinder eine Chance haben, die Schulform ihrer Wahl zu besuchen, appelliert sie an die Schulleiter. „Es muss ein Umdenken geben. Noch gibt es zu viele Vorbehalte gegen ein gemeinsames Lernen.“
Der Reform zum Opfer fallen könnten die Förderschulen. „Was aus der Pestalozzischule wird, ist noch unklar“, sagt Frank Schweppe. Man könne noch nicht absehen, wie viele Kinder der Förderschule den Rücken kehren. Er rechne aber mit keinem Ansturm auf die Regelschulen. Falls doch, so ein Plan, könnten Schüler aus anderen Städten die Pestalozzischule mitbesuchen.
INFO
An Wittener Grundschulen wird gemeinsames Lernen bereits praktiziert. An der Holzkamp-Gesamtschule besuchen fünf Kinder den Unterricht, u.a. Seh- und Hörbehinderte. In der Freiligrathschule gibt es eine spezielle Lerngruppe.