Witten. Der Arzt und Autor fordert einen Gesundheitsunterricht an Grundschulen
Wer bin ich? „Du machst irgendetwas mit Rücken“, ruft ein Drittklässler und Dietrich Grönemeyer lacht. Nun, der Herr Professor macht nicht nur gesund, er macht auch etliche Gesundheitsshows (und bewirbt dabei nebenbei seine etlichen Bücher). Eine solche kindgerechte Medizinstunde fand gestern vor 96 Knirpsen in der Buchholzer Grundschule statt.
Dabei ist das Team rund um Lehrerin Bärbel Bergs dem Bochumer Radiologen einen Schritt voraus. Grönemeyer nämlich treibt die Idee einer Umstrukturierung des Sportunterrichts. Neben einer täglichen Stunde Sport solle das Fach Gesundheit unterrichtet werden, um den Kindern Wissen über den eigenen Körper, gesunde Ernährung und die Verbindung von Körper, Seele und Geist zu vermitteln. Eben dies ist Inhalt einer Projektwoche in Buchholz. Zwischen Abenteuerparcours, gesundem Frühstück und Spendenlauf ist der Besuch Grönemeyers in der Grundschul-Turnhalle „das Sahnehäubchen“, wie Bärbel Bergs erklärt.
Grönemeyer, in bunt kariertem Hemd und leuchtend blauen Turnschuhen, lässt die Kleinen erst mal handgreiflich werden: Was hilft gegen Rückenschmerzen? Eine Wortmeldung: „Dann kratzt Papa mich.“ Falsch, wir massieren - und zwar den Sitznachbarn. Auch gegen Kopfschmerzen wird massiert - also mit dem Zeigefinger an der Schläfe gedrückt. Überhaupt, wenn ihr immer so viel vorm Computer sitzt oder in die Playstation guckt, rückt mal den Rücken gerade! Und damit der Kreislauf in Schwung kommt, wird auf einem Bein gehüpft. Dabei tut die Hand so, als würde sie Zähne putzen - hui, ganz schön schwierig.
In Sachen Unterhaltungswert steht Dietrich Grönemeyer seinem jüngeren Bruder Herbert in Nichts nach. „Interaktiven Gesundheitsunterricht“ nennt er seine Medizinstunde, angenähert an eine von ihm kreierte Zeichentrickfigur namens „Der kleine Medicus“.
Am besten aber kommt der inzwischen fast 60-Jährige Mediziner an, wenn er freiweg plaudert. Sobald die Grundschüler unruhig werden, schiebt er eine Hüpfeinheit dazwischen. Mit Kindern umgehen, das kann der dreifache Familienvater richtig gut, selbst die Lehrer machen begeistert mit.
Das große Thema: mit Bewegung und richtiger Ernährung lernt es sich besser. Was brauchen wir für eine gesunde Ernährung? Eiweiß, Kohlenhydrate, Fett - alles in Maßen. Aber: kein Salz und meidet den Zucker! Ketchup habe davon viel, auch in einer Flasche Fanta stecken 32 Zuckerwürfel. Selbst Brot und Obst enthalten Zucker, aber der sei für den Körper eben besser verpackt. Überhaupt, ein Apfel verpasse dem Magen ein schönes Völlegefühl, viel besser, als würde man zwei Riegel Schokolade essen.
Dann geht es ans Eingemachte - das Blut. Warum ist Blut rot? „Weil wir so viele Tomaten essen“, sagt ein Erstklässler und Grönemeyer lobt den kleinen Jungen: Tomaten, die seien so richtig gesund. Und warum ist Blut nun rot? Elias aus der vierten Klasse weiß es: „Weil Farbstoff drin ist“. Sein Mitschüler Adrian kennt sogar weiße Blutkörperchen, eine Art Körperpolizei.
Und damit auch schön viel Sauerstoff im Blut landet, lässt der fast 60-Jährige alle tief und lange einatmen. Schon ist Platz im Hirn für einen neuen Tipp: Telefoniert nicht so viel mit dem Handy, denn ob die Strahlung nun gefährlich sei, weiß man nicht genau. Was man weiß: die Temperatur des Ohres steigt nach einer verquasselten Minute um ein Grad. Darum: „Wenn ihr lange plaudern wollt, macht das zu Hause am Festnetz!“