Witten. .
Wer eine alte Kirche zu renovieren hat, der hat ganz schön zu strampeln. Deshalb macht sich der Annener Pfarrer Claus Humbert (53) mit Presbyter Ulrich Asmus (62) auf den Radweg nach England. Die beiden lassen sich jeden Kilometer mit fünf Euro sponsern - zu Gunsten der Erlöserkirche.
Denn die evangelische Kirche an der Westfeldstraße/In den Höfen ist alt, renovierungsbedürftig und denkmalgeschützt. Das klingt teuer, und das ist es auch: Auf rund 600 000 Euro veranschlagt Claus Humbert die Kosten einer gründlichen Renovierung. Die Hälfte davon liegt auf dem Konto - das meiste davon ist der Erlös aus dem Verkauf des ehemaligen Gemeindezentrums an der Hamburg-/Märkische Straße. „Mit dem Geld könnte man die Kirche bereits ordentlich machen, aber hübsch wird sie erst, wenn die ganze Summe zusammengekommen ist.“
Ordentlich machen heißt: Es soll zunächst für rund 60 000 Euro eine Fußbodenheizung in die inzwischen leer geräumte Kirche eingebaut, die Fenster müssen ausgebessert werden. Das kann die Gemeinde bereits in Angriff nehmen, denn „Weihnachten wollen wir die Kirche nutzen, auch wenn sie dann noch nicht fertig sein wird. Aber warm wird sie sein. Pfingsten 2013 wollen wir jedoch in der renovierten Erlöserkirche konfirmieren“, so Humbert.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist ihm und seinem Presbyter Ulrich Asmus kein Weg zu weit. Nicht mal der Radweg, der von Witten über den Rheinischen Esel und dann weiter bis nach Rotterdam führt. Dort geht es auf die Fähre nach Kingston-upon-Hull, die von den beiden natürlich selbst bezahlt wird. Übernachtet wird an der Strecke bei Privatpersonen, zur Not auch mal in einer Jugendherberge, um die Kosten niedrig zu halten.
Sind sie erst mal im südlichen Yorkshire angekommen, dann liegen noch gute 100 Kilometer bis kurz vor Sheffield vor ihnen. Die Gesamtstrecke von rund 400 Kilometern macht den beiden geübten Radlern, die auf dem Drahtesel sogar schon bis in den spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela gefahren sind, wenig aus. Ulrich Asmus: „Der größte Feind ist der Wind.“ Denn im Herbst kann es sowohl in Holland als auch auf der Britischen Insel mitunter ganz schön zugig werden.
Wird die Strecke voll gesponsert, dann bringen die beiden jeweils 4000 Euro mit nach Hause. „Ein Fenster muss drin sein“, hofft Claus Humbert. Ein Kirchenfenster, das wären rund 8000 Euro. Immerhin: „Die Schlussetappe in England und ein Stück in Rotterdam sind schon weg“, freut sich der Annener Pfarrer. Macht zusammen schon 2000 Euro. Asmus: „Die Schlussetappe ist aber auch die Härte.“
Die beiden wollen zum Abschluss des Gemeindefests rund um die Friedenskirche am 29./30. September losfahren, und zwar am Sonntag um 17 Uhr. „Zuerst geht es von dort natürlich zur Erlöserkirche und dann über den Rheinischen Esel weiter nach Gladbeck, wo wir unsere erste Übernachtung bei Bekannten haben.“ In Rotterdam angekommen treffen sie auf den Bus des Kirchenkreises, der eine Gruppe nach England bringt und mit dem sie am Ende wieder zurückfahren werden.
Weil die 8000 Euro natürlich nicht ausreichen, sind auch weitere Sponsoren aus Industrie und Wirtschaft angesprochen worden. Ein großes Möbelhaus hat schon Unterstützung zugesagt. Humbert: „Herr Ostermann ist in dieser Kirche getauft und konfirmiert worden. Die lässt er nicht im Stich.“