Witten. . Ein 59-jähriger Wittener muss sich seit Montag vor dem Bochumer Schwurgericht wegen versuchtem Totschlag verantworten. Er soll einen Arbeitskollegen mit einem Messer verletzt und versucht haben, ihn zu töten.

Wie weit ging ein Streit zwischen zwei Kollegen am Marien-Hospital? Ein Wittener muss sich seit Montag wegen versuchten Totschlags vor dem Bochumer Schwurgericht verantworten. Er soll einen Hilfsarbeiter mit einem Messer attackiert und versucht haben, ihn zu töten.

Der stellvertretende technische Leiter des Marien-Hospitals erinnerte sich am Montag vor Gericht noch genau an den 26. November 2010. Es war gegen sieben Uhr morgens. Eigentlich sollten seine Arbeiter anfangen, den Hof zu fegen und die Mülltonnen zu leeren. Doch dann das: Blutüberströmt kam sein Angestellter auf ihn zu. „Ich sah, dass seine Hände verletzt waren. Ich ging mit ihm sofort in die Ambulanz.“ Kurze Zeit später wurde dessen Kollege, der Angeklagte (59), entlassen. Was die Verantwortlichen in Gesprächen hörten, war zu schwerwiegend.

Arbeitscontainer mit Blut bespritzt

Das Opfer der vermeintlichen Messerattacke sprach gegenüber der Polizei davon, sein Kollege sei im Arbeitscontainer ausgerastet. Dieser habe mit einem spitzen Messer Richtung Bauch und Hals gestoßen. Die Worte „Ich bring dich um!“ sollen gefallen sein. Er selbst, so der Geschädigte, habe die Stichbewegungen nur mit seiner Hand abwehren können. Dabei wurde er schwer verletzt. Fotos der Polizei zeigen einen mit Blut bespritzten Raum, die Jacke des Angeklagten ist mit Blutflecken übersät. Auch an dem Messer, das ein Beamter verpackt in den Gerichtssaal brachte, gibt es noch entsprechende Spuren.

Was war eigentlich passiert?

Klar ist, dass sich die beiden Ein-Euro-Kräfte oft gestritten hatten. Das bestreitet keiner der zwei. Der Angeklagte kann sich auch an eine Auseinandersetzung und ein Messer in seiner Hand erinnern. Wie es dort hinkam, wisse er aber nicht. Es habe neben einem Wasserkocher gelegen, „dann sehe ich meine Hand wie einen Blitz mit einem Messer“. Und weiter: „Ich habe es nicht mit Absicht genommen“, sagte er und erntete Kopfschütteln beim Gericht.

Zu diesem Zeitpunkt, so der Angeklagte, habe er aufgrund einer Rangelei auf dem Schoß seines Kollegen gesessen. Mehrere Minuten. Wie der Geschädigte in dieser Zeit an seine schweren Handverletzungen kam, könne er nicht genau sagen. „Ich habe nicht gestochen.“ Möglicherweise sei es bei der Rangelei geschehen. Er könne sich nur noch daran erinnert, dass ihn sein Arbeitskollege „wie ein Bulldozer“ aus dem Container geschubst habe. „Dabei habe ich das Messer fallen lassen.“ Der Verletzte flüchtete daraufhin blutend zur Chefabteilung. Wenig später traf die Polizei am Krankenhaus ein.

Im Prozessverlauf soll das Opfer der Attacke zu Wort kommen. Das Gericht muss dann entscheiden, ob der Angeklagte seinen Kollegen töten wollte. Falls ihm das nachgewiesen werden kann, droht dem Familienvater eine Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren.