Witten. .
„Das ganze Theater um laut planschende Kinder in den neuen Fontänen am Berliner Platz nervt. Die paar Tage, in denen in Deutschland gutes Wetter ist, da müsste der Badespaß der Kleinen für die Anwohner doch auszuhalten sein“, meint Sabrina Greffrath.
Die 33-jährige Annenerin hat am frühen Donnerstagnachmittag sogar Handtuch und Badezeug zum Berliner Platz mitgebracht, damit ihre Kinder und die ihrer Freundin Violeta Zecevic sich in den Fontänen vergnügen können. „Für die Kleinen ist das hier doch ein Traum“, meint die 29-Jährige. „Und die Eltern können währenddessen in Ruhe auf einer der Bänke ein Eis essen, das sie sich bei einem der Italiener um die Ecke geholt haben“, meint sie weiter. „All das führt doch zur Belebung der Innenstadt“, sind die beiden Mütter überzeugt.
Deshalb können sie nicht verstehen, dass sich - wie von unserer Zeitung kürzlich berichtet - einige Anwohner und Geschäftsleute des Berliner Platzes über lärmende Kinder in den Wasserspielen beschwert haben. Geradezu außer sich über diesen Protest ist auch Bianca Schmidt: „Ich habe noch nie so häufig in die Schaufenster der Geschäfte am Berliner Platz geschaut, wie seitdem es hier die Fontänen gibt, in denen unsere Kinder spielen können“, erzählt die 32-Jährige. „Außerdem weiß man doch, dass es in der Innenstadt lauter ist, wenn man dorthin zieht“ argumentiert Schmidt, die selbst in der Poststraße wohnt und an der Bahnhofstraße arbeitet.
„Als Geschäftsinhaber würde ich mich auch ärgern, wenn meine Schaufenster dauernd mit Wasser der spielenden Kinder bespritzt würden“, äußert dagegen Susanne Hakenesch Verständnis für deren Proteste. Die 42-Jährige regt an: „Vielleicht sollte man die Wasserfläche etwas begrenzen.“ Und: „Letztlich ist es Aufgabe der Eltern, dafür zu sorgen, dass die Wasserspiele ihrer Sprösslinge nicht ausarten und andere nerven.“
Eine „Umrandung des Brunnens mit einer kleinen Mauer“ schlägt Angelika Runkel vor, um das dortige Treiben etwas einzudämmen. Die 58-Jährige wohnt direkt um die Ecke an der Bahnhofstraße. Aus Erfahrung meint sie: „Grölende Betrunkene, die hier nachts durch die Innenstadt ziehen und allerhand zerstören, richten viel mehr Schaden in der City an und hinterlassen mehr Müll als ein paar Kinder hier auf dem Berliner Platz.“
Und Bianca Schmidt, Mutter von Emily (5), Rene (11) und Oliver (12), stellt die provokante Frage: „Sollen etwa alle Innenstadt-Kinder künftig in die Hinterhöfe verbannt werden?“ Sie gibt auch zu bedenken: „Nicht alle Wittener haben einen Balkon oder Garten. Und auch nicht unbedingt das Geld, um bei gutem Wetter mit ihren Kindern öfter ins Freibad zu gehen.“
„Merkwürdig“ findet Thorsten Möller die Protestwelle, „weil sie die Geschichte des Platzes ausblendet“. Der 62-Jährige erinnert sich: „Der Berliner Platz war doch nie eine Oase der Ruhe. Als hier die Lechner-Brunnen und -Pilze waren, ging’s hier anfangs zu wie auf einem großen Spielplatz. Das haben manche scheinbar verdrängt.“