Anwohner und Geschäftsleute fühlen sich durch lautes Kindergeschrei gestört.Sie fordern eine Reglementierung. Hausverwalter hat Brief an die Stadt verfasst
Für viele Kinder ist der neue Brunnen am Berliner Platz eine Attraktion mitten in der City, wie wir kürzlich in einer großen Reportage berichtet haben. Kleine und große Wasserratten flitzen bei gutem Wetter durch die Fontänen, manche sogar in Badekleidung. Was für die einen ein großer Spaß in der sonst nicht eben bunten Innenstadt ist, gerät den anderen zum Ärgernis. Jetzt melden sich die Kritiker zu Wort.
Anwohner und Geschäftsleute beschweren sich über Lärm und Abfall. Bei hohen Temperaturen seien gar 20, 30 Kinder auf dem Platz, um sich dort zu erfrischen, sagen Betroffene im Gespräch mit dieser Zeitung. Eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht nennen will, beobachtet die Problematik schon seit längerer Zeit. Seitdem der neue Springbrunnen in Betrieb sei, kämen ganze Horden von Kindern und Jugendlichen - nicht etwa, um einmal mit den kleinen Füßchen durchs kühle Nass zu laufen, sondern um dort regelrecht zu planschen. „Die sparen sich das Geld fürs Freibad“, hört man andere Passanten sagen. Handtücher würden ausgebreitet, ganz so, als sei die Innenstadt ein Freibad oder ein öffentlicher Park.
Auch Angelika Bilow-Hafer von der direkt an dem Platz liegenden Genuss-Galerie teilt diese Meinung. „Noch bis vor wenigen Tagen habe ich allen Leuten widersprochen und versucht, zu besänftigen. Ich war der Meinung, dass man sich zu sehr aufregte über die spielenden Kinder. Jetzt muss aber auch ich sagen: So geht es nicht weiter. Hier ist eine Grenze überschritten worden.“
Dass die Kinder mit Wasserpistolen auf die Schaufenster ihres Geschäfts zielten, findet Angelika Bilow-Hafer nicht weiter dramatisch. Doch als sie vor einigen Tagen Eltern ansprach und sie um „etwas mehr Ruhe und Rücksichtnahme“ bat, wurde sie nach eigenen Angaben „angeschrien“. Sie betont allerdings: „Ich habe überhaupt nichts gegen Kinder, die spielen und vielleicht mal etwas lauter sind. Aber hier laufen die Kleinkinder in Windeln rum. Oder auch ganz nackt und die Mütter picknicken auf den Bänken. Das muss doch nicht sein.“
Der Hausverwalter des Gebäudekomplexes am Berliner Platz habe, so Bilow-Hafer, inzwischen einen Brief an die Bürgermeisterin verfasst. Die Geschäftsleute mit ihren Ladenlokalen sind sich einig: Es muss etwas passieren. Ein Schild, auf dem „Keine öffentliche Badeanstalt“ steht, das könnten die Befragten sich vorstellen. Auf alle Fälle erwarten sie ein Eingreifen seitens der Stadtverwaltung.
Am eher kühlen Montagnachmittag spielt kein Kind in den Fontänen, die anfangs als d a s bereichernde Element des neu gestalteten Platzes empfunden wurden. „Unter der Woche ist es meist erträglich, da ist es noch nicht so laut. Aber am Wochenende ist es manchmal wirklich unerträglich“, sagt Bilow-Hafer. Auch so mancher Kunde ließe sich von kreischenden Kindern und anscheinend rücksichtslosen Eltern abschrecken. Davon wissen auch Betreiber anderer Geschäfte zu berichten.
Allein die Transporter, die oft die Sicht auf die Schaufenster versperrten, seien schon geschäftsschädigend, sagen Verkäuferinnen - und lärmende Kinder ebenfalls kein Anziehungspunkt für potenzielle Kunden. Angelika Bilow-Hafer: „Um es zu betonen: Ich freue mich, wenn Kinder mit ihren Eltern spielen und Spaß haben. Aber dafür haben wir doch genug Parks, das Freibad oder Spielplätze. Die Innenstadt ist schließlich ein Einkaufsbereich.“