Witten. . In den großen Ferien saniert Michael Stürmer sein neues Zuhause. Entspannter Urlaub sieht anders aus.

Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei und vor allem jede Menge Ferien. Von wegen. Michael Stürmer, Lehrer an der Overberg-schule in Witten, kann über derlei Vorurteile nur müde lächeln. Der junge Hauptschullehrer verbringt seine Ferien nämlich nicht am Meer oder Swimming Pool, auch nicht auf Balkonien – er saniert das Haus seiner Mutter.

In wenigen Wochen will er dort selbst einziehen, weg vom Odinweg in den Kleinen Waldhausweg in Dortmund. Eine ruhige, beschauliche Wohngegend mit gepflegten Vorgärten und sauber glänzenden Familienkutschen. „Ich bin gebürtiger Dortmunder und wohne deshalb gerne hier“. sagt Michael Stürmer. 90 Quadratmeter hat er demnächst zur Verfügung, dazu ein großer Garten, eine Garage. Doch bis dahin hat er noch eine Menge Arbeit vor sich.

Auf der Baustelle laufen mehrere Handwerker durch die Gegend, dazu der Bauleiter und ein Auszubildender. Ein Gerüst umgibt das Gebäude, verputzt ist es bereits, doch die Farbe fehlt noch. „Das war kein großer Spaß, beim Regenwetter der vergangenen Wochen das Haus zu verputzen, sieben Arbeiter waren damit beschäftigt“. Trotzdem ist Stürmer zufrieden mit dem Ergebnis. Bisher laufe alles rund, Bauleiter und Handwerker seien erfahren und fleißig. Michael Stürmer hält sich selbst für nicht sonderlich begabt im handwerklichen Bereich. Es seien eben eher die Sprachen und Geisteswissenschaften, die dem Religionslehrer liegen. Trotzdem versucht er, bei vielen Arbeiten mitzuhelfen.

Jeden Morgen gegen acht, neun Uhr steht Stürmer auf der Baustelle, bis zum späten Abend schaut er dort nach dem Rechten. Nach einem entspannten Ferientag klingt das nicht. Wie wäre es mit Ausschlafen? „Ich bin ein Frühaufsteher, und Rumsitzen ist sowieso nicht mein Ding“, sagt der Lehrer. Er gibt sich nicht umsonst viel Mühe mit seinem künftigen Haus. Sein Großvater hatte es in den fünfziger Jahren „mit eigenen Händen“ gebaut, sein Herz hängt an dem Häuschen. „Mir ist es sehr wichtig, dass dieses Haus weiter in Familienbesitz bleibt und dass ich es jetzt bewohnen werde.“

Jahrelang war das Haus im Stadtteil Lücklemberg vermietet, dann, im vergangenen Jahr, hat die Familie Eigenbedarf angemeldet. „Eigentlich wollte ich mit meiner Lebensgefährtin und unserer gemeinsamen Tochter hier einziehen – aber es hat sich anders ergeben, und so ziehe ich erstmal allein in das Haus.“ Das Leben geht manchmal merkwürdige Wege.

Spielgeräte will Michael Stürmer trotzdem im Garten aufstellen. Seine Tochter Clara ist zwar erst vier Monate alt, aber in ein paar Jahren freut sie sich bestimmt über Schaukel, Wippe und Sandkasten. Und über ein Zimmer, von dem wohl alle kleinen Mädchen träumen: Mit rosa gestrichenen Wänden. Der stolze Vater ist sicher: „Da fühlt sie sich ­bestimmt wohl.“

Im August will Stürmer mit den meisten Arbeiten fertig sein. Das Badezimmer ist eingerichtet, nur der Waschtisch fehlt noch, alles ist isoliert, die Bodenbeläge sind ausgesucht - und trotzdem bleibt noch eine Menge zu tun. Die Möbel sind noch nicht gekauft, die Anlieferung von Sofa, Schränken, Küche und Co. kann sich noch mehrere Wochen hinziehen. Der Lehrer sieht’s gelassen: „Zur Not habe ich ja die Herbstferien.“