Witten. .
Röhrchenstraße und kein Ende: In Richtung Ardeystraße wird gebuddelt, was das Zeug hält. Und in Richtung Ruhrstraße klagen die Anwohner über die Folgen, die das Buddeln vor zwei Jahren dort mutmaßlich hinterlassen hat: Die Fußwege sind krumm und schief, die Gehwegplatten kommen hoch.
Anwohner Uwe Seifert hatte unseren Bericht über Absperrungen, Lärmbelästigung und Umsatzeinbußen durch die Kanalarbeiten gelesen, die zurzeit die Bürger am oberen Ende der kleinen Straße nerven. Dann griff er zum Telefon: „Hier bei uns können Sie sehen, wie die Spätfolgen aussehen können.“ Ein Redaktionsteam schaute umgehend an der unteren Röhrchenstraße vorbei.
Familie Seifert wohnt in einer herrlichen Gründerzeitvilla, wie es sie in dem Abschnitt der Ruhrstraße gleich mehrfach gibt. Auch der Gehweg auf der gegenüberliegenden Seite stammt noch so ungefähr aus jener Zeit - Uwe Seifert datiert die dortige alte kleinteilige Pflasterung auf 1902. „Vermutlich ist es einer der letzten Original-Bürgersteige Wittens aus dem letzten Jahrhundert.“
Wunderschön und nostalgisch, bloß: „Kaum jemand benutzt den Gehweg noch, nachdem hier vor zwei Jahren die Straße aufgerissen worden war. Denn die schweren Baumaschinen und jede Menge Material wurden auf dem Gehweg gelagert und haben ihn stellenweise eingedrückt.“
Tatsächlich präsentiert sich der Fußweg dort als kleine „Berg- und Talbahn“. Seifert: „Die älteren Leute, die in den Häusern dort wohnen und auf einen Rollator angewiesen sind, laufen inzwischen lieber mit ihrem Gerät auf der Straße und riskieren einen Unfall, als den buckeligen Gehweg zu benutzen. Und meine Nachbarin, die im Rollstuhl sitzt, hat dort überhaupt keine Chance. Für so schweres Gerät ist der Gehweg damals nicht angelegt worden.“
Stolperfallen auf den G ehwegen
Nicht viel besser sieht es auf der Seite vor seinem Haus aus. Streckenweise ist das alte Pflaster einfach überteert worden, hier und da drückt sich noch das frühere Muster durch den Asphalt. Dann ist diese Schicht brüchig geworden und musste geflickt werden. Dann wurden die Flicken dieser Schicht brüchig und mussten ebenfalls ausgebessert werden. Später wurden dann die Ausbesserungen der Flicken dieser Schicht brüchig usw. usf. Wir zählten neun Flicken auf 20 Meter Patchwork-Gehweg. Und das ist nicht mal das Schlimmste.
Das Schlimmste sind die Stolperfallen, und hier wird es nicht nur unangenehm, hier wird es gefährlich. „Durch die Belastung durch die schweren Maschinen haben sich die Gehwegplatten an einigen Stellen gehoben und stehen jetzt nach oben“, klagt Uwe Seifert.
Für Senioren beispielsweise, die nicht mehr gut zu Fuß sind, die Beine nicht mehr so heben können wie früher und auf Gehhilfen angewiesen sind, wird dieses Stück förmlich zur Tortur. „Um die Ecke ist die Diakonie, wo täglich Menschen mit Rolatoren und Rollstühlen zu Gast sind. Ein Wunder, dass hier noch nichts passiert ist.“ Auch Frauen mit modisch hohen Absätzen klagen über die Unebenheiten.
Diplom-Ingenieur Rudolf Grothaus, technischer Leiter des Eigenbetriebs Entwässerung Stadt Witten (ESW), wurde von der Redaktion auf dem Missstand hingewiesen. „Wir werden uns das zusammen mit dem Straßenbau ansehen und prüfen, ob die Schäden im Zusammenhang mit den damaligen Baumaßnahmen stehen“, erklärt er. „Auf die Bauausführung gibt es schließlich eine Gewährleistungsfrist von fünf Jahren.“