Witten. . In der logopädischen Praxis an der Uthmannstraße werden die unterschiedlichsten Symptome behandelt.

Zu ihnen kommen alle, „die so’n bisschen nicht richtig reden können“. Ja, Silvia Grünitz weiß durchaus, was viele denken, wenn von Logopädie die Rede ist. Doch sie und ihre Kolleginnen behandeln ein breites Spektrum an Symptomen, das beim Stottern beginnt und bei Schluckstörungen längst nicht aufhört.

Seit 20 Jahren gibt es die logopädische Praxis im ersten Stock des weißen Altbaus an der Uthmann-straße 10. Silvia Grünitz (49), Ute Lehnert (44), Birgit Brands (49) und Claudia van Treeck (52) leiten sie gemeinsam. Vier angestellte Logopädinnen ergänzen das Team.

Natürlich liege der Anteil der jungen Patienten bei deutlich über 50 Prozent, sagt Ute Lehnert. Doch nicht nur dem acht Wochen alten Baby, das sich nicht mehr stillen lässt, können die Logopädinnen helfen. Auch der 88 Jahre alte Mann, der nach einem Schlaganfall seine Worte nicht mehr so schnell findet, ist hier richtig.

Was das Team gemerkt hat: Senioren kommen momentan nicht mehr so häufig. „Die Bereitschaft, ihnen eine logopädische Behandlung zu verordnen, ist zurückgegangen“, sagt Ute Lehnert. Viele Ärzte glaubten, den älteren Patienten nicht mehr so viel zumuten zu können. Doch sei eine Therapie etwa bei Schluckstörungen nach einer neurologischen Erkrankung kein Luxus, sondern lebenswichtig für die Nahrungsaufnahme. „Außerdem“, sagt Silvia Grünitz, „geht es um die Alltagsorientierung des Patienten, um das, was ihm selbst wichtig ist“. Manchem reiche es vielleicht, wenn der Speichel nicht mehr aus dem Mundwinkel läuft.

Oft würden die Ärzte die Patienten auch erst schicken, „wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“, wenn also bereits organische Störungen vorliegen. Heiserkeit, Kloß im Hals oder das Gefühl, dass die Stimme schnell ermüdet – all das könne logopädisch behandelt werden.

Bei Kindern seien die Störungen aufgrund anderer Lebensumstände vielschichtiger geworden. „Die Leute gucken viel und hören kaum noch hin“, so Lehnert. Kinder, die z.B. unter Konzentrationsstörungen leiden, „kriegen Sprache gar nicht mehr richtig mit“. Manchmal geschehe die Therapie „früh und kurz“, wenn etwa der altersgemäße Wortschatz fehlt. „Weil das Kind sonst in der Sprachentwicklung stecken bleibt.“ Doch werde bei keinem Zweijährigen das Lispeln behandelt. „Da passt die Therapie noch nicht.“ Ganz wichtig: dass die Eltern mitarbeiten. Weil sich nicht alles einfach so rauswächst.