Witten. .
13 Einsätze zählte die Feuerwehr bei dem Unwetter am Donnerstagmittag.
„Guck dir die Straße an, Alter, da kommt man nicht durch!“ Mit schöner Regelmäßigkeit versinkt die Annenstraße in Höhe der Schleiermacherstraße in den Fluten, wenn es denn nur kräftig genug schüttet. So wie am Donnerstagnachmittag. Nach knapp zwei Stunden war alles vorbei - und die Feuerwehr um 13 Einsätze reicher.
Gegen 13 Uhr begann das Unwetter in Witten. Die Feuerwehr hatte noch gehofft, es zöge an der Stadt vorbei. Während für Nachbarstädte wie Bochum die höchste Alarmstufe (rot) ausgelöst worden war, stand Witten noch auf orange. Dabei ging mancherorts wie an der Annenstraße nichts mehr. Dort versank sogar ein schwarzer Twingo in den Fluten. Eine Frau, der zum Glück nicht mehr passierte, hatte die Überspülung der Fahrbahn offenbar unterschätzt. Dort, wo die Straße eine Senke bildet, stand das Wasser 50 bis 80 Zentimeter hoch und der kleine Renault komplett mit seinen Rädern im schmutzigen Nass.
Jens Kaffsack (33) hatte noch schön trocken in seinem Büro gesessen, als das Gewitter begann - und sich noch ein bisschen lustig über die armen Menschen gemacht, die er durch den Regen eilen sah. Um 13 Uhr hatte der städtische Mitarbeiter längst selbst nasse Füße. Jetzt steht der Zugführer der Freiwilligen Feuerwehr Altstadt in den Fluten auf der Annenstraße. „Wir warten auf ESW.“ Abpumpen brächte nichts. „Wohin sollen wir pumpen. Es läuft ja nichts ab.“
Von drei Seiten haben die Helfer die überspülte Straße direkt unter der Brücke des Rheinischen Esels gesperrt. „Trotzdem wollte einer noch durchfahren“, sagt Kaffsack. Einer seiner Kollegen stochert mit einer langen Stange in der braunen Brühe, offenbar auf der Suche nach einem zugelaufenen Gully. „Wenn du’n Fisch dran hast, hol ihn raus“, sagt der Feuerwehrmann scherzend ins Mikro.
Mittlerweile hat sich eine kleine Schlange vor den quer stehenden Feuerwehrautos gebildet. „Wir sitzen mit dem Schulbus fest“, sagt Enric (12), der auf dem Nachhauseweg vom Albert-Martmöller-Gymnasium nach Rüdinghausen ist. In den Türen stehen Anwohner und schimpfen. „Das geht hier schon seit 40 Jahren so!“ Laufen die Gullys auf der Straße voll, haben die Leute das (Ab-) Wasser wenig später im Keller. Puh, es stinkt!
Irgendwann kommen die Männer von der Entwässerung Stadt Witten (ESW). Der große weißen Absaugwagen muss gar nicht groß ran. Routiniert öffnen die orange gekleideten Mitarbeiter mit ihren Stangen die „Sinkkästen“ (Gully!) und holen die Schutzeimer raus, in denen sich Gras, Dreck, halt alles, was da unten so durchkommt, verfangen hat. Irgendwann sind die Gullys wieder frei und das Wasser läuft langsam ab. „Wenn wir so einen Sturzregen haben, schafft der Kanal das nicht“, sagt ESW-Mitarbeiter Thomas Friedrich (38).
Allmählich kommt die Verkehrsinsel wieder zum Vorschein, dann sieht man auch die verschlammte Straße. Und die Räder des versunkenen Twingo sind auch wieder zu erkennen. Angesprungen ist er aber wohl nicht mehr.