Witten. . 24 Jugendliche nahmen an einer Bildungsmaßnahme teil und holten den Hauptschulabschluss nach.

„Ich habe die Schule geschwänzt und Drogen genommen“, sagt einer der Jungs. Danach brach er die Schule ab. Keine Seltenheit unter Jugendlichen. Für die 24 Absolventen einer Bildungsmaßnahme der Agentur für Arbeit gab es jetzt aber doch noch ein gutes Ende. Oder besser gesagt: einen guten Anfang. Sie nahmen jetzt ihre Zeugnisse für den Hauptschulabschluss am Wittener Berufskolleg in Empfang. Und ein paar haben sogar schon eine Lehrstelle in Aussicht.

Es wirkt, als sei es ein ganz normaler Tag für sie. Zumindest haben die Schüler sich nicht besonders schick angezogen. Einige tragen sogar Jogginghosen. Aber alle „Coolness“ kann nicht verbergen, dass sie trotzdem aufgeregt, vielleicht sogar etwas wehmütig sind. Immerhin ist es ihr Abschluss. Eher widerwillig stellen sie sich noch zum Gruppenfoto auf, dann geht es ins Lernzentrum.

Dort bekommt jeder nach und nach sein Zeugnis überreicht. „Und was hast du? Wie viele Fehlstunden?“ Je mehr der jungen Leute ihre Zeugnisse erhalten, desto lauter wird es. Zum Schluss stoßen alle gemeinsam mit Sekt an. Und schon bald wirken einige sichtlich ergriffen. Schließlich haben viele einen langen und harten Weg hinter sich.

„Ich habe die Schule abgebrochen, weil ich ein Kind bekommen habe“, erzählt Alina Adam (18). „Die Maßnahme habe ich für meinen Sohn gemacht.“ Die letzten Monate hat sie als Malerin gearbeitet. Später möchte sie aber lieber Fotografin werden. „Ich mache mir nicht gerne die Hände schmutzig“, lacht sie.

Der 19-jährige Timo Thelemann dagegen hatte eher Probleme mit sich selbst. „Ich hatte keinen Bock auf gar nichts“, sagt er. Weil ihm sonst das Kindergeld gestrichen werden sollte, machte er die Maßnahme mit. „Hinterher hat es echt Spaß gemacht“, gibt er zu. Jetzt will er Maschinenanlageführer werden.

Dass es auch Spaß machen kann, sich anzustrengen, merkten die meisten erst spät. Zum Beispiel Firat Oglakci (17): „Ich wollte einfach nicht lernen und mit den Lehrern bin ich auch nicht klar gekommen.“ Fünf Mal hat er die Schule gewechselt. Jetzt ist der KFZ-Bereich sein großes Ziel.

Die Kooperation von Berufskolleg, Agentur für Arbeit und den Kolping-Bildungszentren Ruhr ermöglichte die Bildungsmaßnahme. Seit August 2011 wurden den Schülern Arbeitsplätze in Witten und Wetter vermittelt, in denen sie sich bewähren mussten. „Es ist auf jeden Fall eine einmalige Chance“, sagt Firat. „Denen, die noch was aus sich machen wollen, kann ich das nur empfehlen.“

Bevor an diesem Tag aber noch irgendjemand etwas macht, wird gefeiert. Denn bald schon haben viele von ihnen wieder genug zu tun.