Witten.. Das Loch in der Wittener Sterbekasse, die über Jahre hinweg von ihrem Ex-Vorsitzenden geplündert worden sein soll, ist wohl viel größer als angenommen. Es fehlt offenbar eine Million Euro. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Das Loch in der Wittener Sterbekasse, die über Jahre hinweg von ihrem Ex-Vorsitzenden geplündert worden sein soll, ist wohl viel größer als angenommen.

„Ich gehe von einem Fehlbetrag aus, der an die Million grenzt“, sagt der Sonderbeauftragte der Versicherungsaufsicht, Wilfried Schimetat, auf Anfrage. Bislang war „nur“ von 200 000 bis 500 000 Euro die Rede.

Anfang des Jahres war bekannt geworden, dass riesige Beträge in der Vereinskasse fehlten. Als die Versicherungsaufsicht näher hinschaute, flog der Schwindel auf. Der Vorsitzende trat zurück. Bei 200 000 Euro handelte es sich um Sterbegeld von Versicherten, das sich der 56-Jährige in die Tasche gesteckt haben soll. Mit 300 000 Euro soll er das Haus seiner Frau finanziert haben. Geld, mit dem Angehörige im Todesfall die Bestattung ihrer Verwandten zahlen.

Zu den 500 000 Euro kommen offenbar noch üppige Gehaltszahlungen hinzu. „Er hatte sich selbst als Geschäftsführer beim Verein eingestellt“, so Wilfried Schimetat. Das sei in der Satzung überhaupt nicht vorgesehen. Den neuen Posten soll sich der eigentlich ehrenamtlich tätige Vereinschef gut entlohnt haben. Es ist die Rede von 240 000 Euro – 2000 monatlich, zehn Jahre lang. Laut Schimetat hätten die Mitglieder diese Zahlungen absegnen müssen. Sie wurden aber offenbar übergangen.

Trotz der immer größer werdenden Fehlbeträge beruhigt Schimetat die rund 7500 Kleinsparer. „Der Verein kann seinen Sterbegeldverpflichtungen weiter nachgehen.“ Das übrig gebliebene Kapital von drei Mio Euro sei in Sicherheit. Zwei Mio seien in Fonds angelegt, eine Mio in Immobilien.

Bislang halten die Sparer der Versicherung trotz allem die Treue. Laut Schimetat traten seit Bekanntwerden der Betrügereien nur „zehn bis 15“ Versicherte aus. Der Verein hatte immer bekräftigt, zahlungsfähig zu sein. Der einzige Nachteil für Sparer: Die Sterbekasse darf den Gewinnzuschlag von 25 Prozent nicht mehr auszahlen.

Dieser hätte den Angehörigen der Versicherten zusätzlich zum Sterbegeld zugestanden. Bis Ende 2010 hätte der Verein der Versicherungsaufsicht dazu ein Gutachten über die Vereinsfinanzen vorlegen müssen, sagt Wilfried Schimetat. „Aufgrund von Versäumnissen des ehemaligen Vorsitzenden kam es dazu nicht.“ Die Versicherungsaufsicht untersagte die Auszahlung.

Nun ist die Staatsanwaltschaft am Zug. Sie hatte Unterlagen aus der Wohnung des Ex-Vorsitzenden sichergestellt. Die Ermittlungen laufen. Der mutmaßliche Betrüger war letztes Jahr nach Hessen gezogen als die Fehlbeträge aufflogen. Dort ist er mittlerweile Trainer bei einem Fußballverein. Zu den Vorwürfen wollte er sich gegenüber unserer Zeitung nicht äußern.