Witten. . Wittens Autofahrer fahren vorbildlich. Das ist die Zwischenbilanz des heutigen „Blitzmarathons“ der Polizei. Von sechs Uhr bis zum frühen Nachmittag waren am 3. Juli an bis dahin acht Messstellen 694 Fahrzeuge kontrolliert worden - nur 24 davon waren zu schnell. Die Aktion läuft noch bis Mittwoch, 4. Juli, 6 Uhr.

Auch nach 14 Uhr setzt sich am Dienstag dieser besonnene Trend in Witten fort. Zwischen 15 und 16 Uhr steht die Polizei mit allem, was sie an erzieherischen Maßnahmen zur Verfügung hat, am Waldorf-Kindergarten an der Billerbeckstraße. Wegen des Kindergartens und der benachbarten Rudolf-Steiner-Schule gilt hier Tempo 30.

Polizeihauptkommissar Roland Sentheim (52) markiert mit Pylonen Bremswege, um Temposündern zu zeigen, dass sie keine Chance haben, vor einem Kind zu bremsen, das zwischen den dortigen Altmaterial-Containern auf die Straße gelaufen kommt. Und der Erste Polizeihauptkommissar Holger Lamsfuß (58) hat für die ganz hartgesottenen Raser Schockvideos dabei, die schlimme Folgen von Verkehrsunfällen drastisch darstellen.

Taxifahrer darf Strafe später zahlen

Doch der Videorecorder wird nicht gebraucht; ganze zwei Verkehrssünder muss die Polizei innerhalb einer Stunde vor dem Kindergarten stoppen. Eine Frau, die sehr ungehalten reagiert, und einen Taxifahrer, der schon fast begeistert reagiert. Denn, so Berufsfahrer Maik Bühren (29): „Die Polizisten haben gesehen, dass ich einen Fahrgast hatte und das Taxameter lief. Daraufhin haben sie mir vorgeschlagen, dass ich erst meine Fahrt zu Ende bringe und dann zurückkomme, um mein Strafmandat zu bezahlen.“

Was er dann auch getan hat. „Seit langer Zeit ist es das erste Mal, dass ich geblitzt worden bin. Dabei habe ich meine Frau morgens noch gewarnt, dass heute überall Radarkontrollen sind.“ Hauptkommissar Frank Heu (47) knöpft ihm für Tempo 40 dort, wo man nur 30 fahren darf, 15 Euro ab und nimmt Maik Bühren noch mal ins Gebet: „Gerade mit Fahrgästen sollten Sie besonders vorsichtig fahren.“ Maik Bühren nickt und fährt vorsichtig vom Ort des Geschehens weg.

Anwohner wiesen auf Gefahrenstelle für Kinder hin

Wie fühlt man sich eigentlich, wenn man Tag für Tag Knöllchen verteilt und dafür zum Teil auch noch angegiftet wird? „Gut“, sagt Frank Heu, und er sagt es mit Überzeugung. Denn: „Ich war zwölf Jahre bei der Autobahnpolizei und habe Erfahrung mit schweren Unfällen gesammelt.“ Er lobt die Wittener Autofahrer: „Sie scheinen verinnerlicht zu haben, dass hier langsam gefahren werden muss.“

Die Kontrolle am Kindergarten verdanken sie vier Anwohnern, die unabhängig voneinander die Polizei auf die Gefahr für Schul- und Kindergartenkinder hingewiesen haben. Einer von ihnen ist der 92-jährige Rolf Stenger: „Ich finde es gut, dass die Polizei den Vorschlag aufgegriffen hat und hier kontrolliert. Die meisten fahren ja vernünftig, aber besonders Motorräder sind schon mal ein Problem.“

Für solche Hinweise ist die Polizei dankbar. Polizeisprecher Volker Schütte: „Wir kennen jetzt in Witten einige Straßen mehr, auf die wir ein Auge haben werden“, sagt er, während seine Kollegen die Gerätschaften abmontieren. Es geht zum nächsten Messpunkt: Hörder Straße. Das ist in Stockum schon der „Kontroll-Klassiker“ - erste Mautstation nach der Autobahn.