Witten. . Die neue Sonderausstellung „Schach Matt“ wird am Freitag, 29.06., eröffnet.
Gut und Böse, Hilfslosigkeit und Gewalt, Schwarz und Weiß, Schach und Matt: Die neue Sonderausstellung im Märkischen Museum ist mehr als nur ein Spiel mit solchen Gegensätzen. Den Kuratoren und 13 Künstlern des deutsch-polnischen Ausstellungsprojektes „Schach Matt“ geht es um die Hintergründe von Machtstrukturen, um Regeln, Rollenzuweisungen und Hierarchien in unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen und Systemen.
Flackernde Bildschirme, Leinwände mit Beamer-Projektionen, Kunstobjekte aus unkonventionellen Materialien: die eingeladenen Künstlerkuratoren Markus Draper und Aleksander Wawrzyniak setzen bei der Auswahl der Objekte auf zeitgenössische Werke, die in der Schachbrett-ähnlich gestalteten Ausstellungsetage zur modernen Gesamtinstallation verschmelzen. Abwechselnd schwarz und weiß gestrichene Räume sorgen dafür, dass der Betrachter selbst als eine Art Schachfigur durch dieses Spielfeld wandert.
„Puisqu’on est que des pions; contents d’être à genoux“ („Denn man ist nichts als ein Bauer im Schachspiel; froh auf den Knien zu sein.“), sang einst der französische Liedermacher Damien Saez. Vielleicht ist es dieses Gefühl, das uns beschleicht, wenn wir etwa die Beamershow mit Michael Smiths Fotografien aus dem Detroiter Ghetto betrachten oder die Videoinstallation von Friedrich Kunath, die einen Schneemann auf seiner melancholischen Wanderung durch die Wüste zeigt.
Doch wer sorgt in diesem Schachspiel dafür, dass die schwächste Figur, der Bauer, nicht auf der Strecke bleibt? Batman! - Der „dunkle Ritter“ aus Christopher Nolans gleichnamiger Comic-Verfilmung, der beständig gegen den anarchistischen Terroristen Joker kämpft, ist für Künstler und Kurator Markus Draper ein weiteres Sinnbild für den Dualismus von Gut und Böse, auf dem das Ausstellungskonzept beruht. „Der Film zeigt das Allmachtsparadoxon“, erklärt Draper. „Gut und Böse bekämpfen sich, aber gleichzeitig benötigen sie sich auch.“
Eine Vitrine mit einer Batman-Maske begrüßt die Besucher noch vor dem Betreten der Ausstellungsräume. Daneben liegt ein hölzernes Schachbrett in Form eines Hexagons, das Platz für drei Spieler bietet. Lautlos stellt es die Frage, die der polnische Kurator Aleksander Wawrzyniak ausspricht: ,„Was passiert eigentlich, wenn im altgewohnten Machtkampf zwischen Zweien plötzlich ein Dritter hinzukommt?“ Wird er ein aktiver Mitspieler? Oder bleibt er, wie die Besucher, nur ein Zuschauer in der Gegenüberstellung von (künstlerischen) Kräften? Eine Antwort auf derlei Fragen hat die Ausstellung nicht parat. Sie zeigt nur auf. Die Interpretation liegt beim Betrachter.
Aber „warum denn so ernst?“, möchte man die Kuratoren mit einem Batman-Filmzitat fragen. Schließlich verspricht ihre Ausstellung mit den verschiedensten Deutungsebenen auch schlicht - und doch ergreifend - ein interessantes Erlebnis für die Besucher, die inmitten von flackernden Bildschirmen und neuesten Kunstobjekten miterleben, wie modern und aufgeschlossen sich der Wittener Museumsbetrieb hier präsentiert. Ein Prädikat für Innovation und Qualität der Ausstellung ist dabei auch die Förderung der Kunststiftung NRW, die über 50 Prozent der Kosten übernahm und damit maßgeblich zu Realisierung des Projekts beigetragen habe, wie Kulturforumsleiter Dirk Steimann bestätigt.
Bei der Vernissage am Freitag, 29.06., ab 19 Uhr wird Dr. Barbara Könches (Kulturstiftung NRW) mit den Kuratoren in die Ausstellung einführen. Der Eintritt ist frei. Die Schau läuft noch bis zum 26. August.