Witten. .

Ausnahmsloses Rauchverbot in der Gastronomie - was jetzt in der ersten Kabinettssitzung des neuen NRW-Landtags beschlossen wurde, sorgt bei vielen Wittenern für Unmut. SPD und die Grünen wollen das absolute Nichtraucherschutzgesetz - ab Herbst tritt es nach dem Vorbild der Bayern in Kraft.

Zigarettenqualm schlägt dem Besucher des D-Zugs an der unteren Bahnhofstraße schon an der Tür entgegen. Klein und gemütlich ist die Kneipe. Hier kennt man sich. Von dem absoluten Rauchverbot ist keiner begeistert. „Das gibt ein ganz großes Kneipensterben“, glaubt Bärbel Kohlenbeck, die im D-Zug arbeitet. Sie raucht selbst, der D-Zug ist eingetragen als Raucherkneipe. Sie befürchtet,dass der Laden das Gesetz nicht überleben wird. Denn viele Gäste wie Gerhard Hasenkamp und Barbara Holtermann-Werner kommen gerne hierher. „Vorwiegend aber auch, weil ich mir bei einem kühlen Bier eine rauchen und dabei noch quatschen kann“, erklärt Gerhard Hasenkamp. Das gehöre für den 79-Jährigen dazu. Natürlich kann man sich auch ohne Glimmstängel unterhalten. „Irgendetwas fehlt mir dann aber.“

Dass man durch ein Rauchverbot die Nichtraucher schützen will, versteht Stammgast Barbara Holtermann-Werner. Aber: „Wenn es einen Bedarf für Nichtraucherkneipen geben würde, gäbe es sie schon seit Jahren.“ So ähnlich wie Bio-Läden. „Da gab es den Bedarf und nun gibt es zahlreiche Öko-Supermärkte. Aber Nichtraucherkneipen? Das ist Schwachsinn.“ Bei Restaurants sind die Stammgäste aber einstimmig für das Nichtraucherschutzgesetz.

Ulrich Oertel, Leiter des Ordnungsamtes Witten, ist auf Seiten des Nichtrauchergesetzes. „Für uns vom Ordnungsamt ist das praktisch und besser durchzusetzen. Bei der Regelung zurzeit ist es fast unmöglich, Wirte und Gäste zu kontrollieren.“ Wie das Ordnungsamt nun in Zukunft die Kneipen kontrollieren werde, wusste er gestern noch nicht.

Für Helmut Wenzel, Wirt der Gaststätte Rosenkranz, steht die Existenz auf dem Spiel. Seiner Meinung nach leben Eckkneipen von Rauchern. Es sei keine Lösung, die Gruppe auszuschließen, die am meisten Geld brächte. „Ich kann eigentlich zumachen. Mit mir noch Tausend weitere Kneipen. Denn Witten und das Ruhrgebiet leben von der Kneipenkultur.“

Die Raucher sind von dem Vorhaben der rot-grünen Koalition entsetzt. Selbst Nichtraucher Peter Helbestreik sagt: „Ich möchte auch nicht in einer zugepafften Kneipe sitzen, aber dafür gibt es Nichtraucherräume.“ Nun sind die Räume passé.

In Biergärten soll das Rauchen noch erlaubt sein. Sämtliche Ausnahmen selbst für Festzelte und Karnevalssitzungen sind gestrichen. Ob die Kneipenkultur Ruhrgebiet das überlebt, ist abzuwarten.